Tatort „Fegefeuer“, Schweiger ohne Fischer
Tja, da ist er nun durch, der dritte Teil Tatort mit Til, ohne zwei „ll“, Schweiger. Muss ich jetzt sagen „Gott sei Dank“ oder „Schade um unser aller Fernsehgebühren“ oder „Kann mir irgendwer all die dunklen Szenen erhellen, die fast den gesamten Film ausgemacht haben?“ Kann mir irgendwer erklären wo die Spannung gelegen hat, wussten wir doch von Beginn an, wer der Bösewicht war? Die Idee, die Handlung, das mag ja alles noch einigermaßen okay gewesen sein. Aber Schweiger hat Angriffe überlebt, die kein Mensch überlebt, um dann wieder aufzustehen und mit gleicher Kraft weiter zu agieren. Wo war das eine Mal, die eine Szene, bei der man auch mal lachen oder im Ansatz lächeln konnte.
Okay, das will ich, auch wenn ich es getan habe, gar nicht kritisieren, wenn der Protagonist, halb tot geschlagen, immer wieder zu kämpferischen, körperlichen Höchstleistungen fähig ist, das nenne ich künstlerische Freiheit. Letztendlich haben solche Unmöglichkeiten schon andere Filmfiguren vor ihm überlebt, denken wir Willis, Stallone, Schwarzenegger und all die anderen, die halb tot geschlagen zur individuellen Rache angesetzt haben. Gut, das darf er also, das passt, so viel Freiheit muss sein. Auch, dass Politiker in düsteren Machenschaften drin hängen, können wir alle uns vorstellen. Es wird genug geben, die ihre Hand an unpassender Stelle aufhalten, oder die mit was auch immer zu erpressen sind, weil sie keinen Arsch in der Hose haben zu ihren Fehltritten zu stehen. So stelle ich mir das vor, dann vom Balkon zu springen, um sich der Verantwortung zu entziehen ist so klein, aber in dem Streifen, der von Toten nur so wimmelte, passte das.
Der Film selbst, eine darstellerische Katastrophe. Ja, okay, ich weiß, das hat während der Nacht gespielt und es war dunkel. Dunkelschwarz, schwarzdunkel, so dass man nie wusste, wer da gerade vermummt mit Gewehren sein Unwesen getrieben hat. Die dauernden Vermummungen dienten scheinbar dazu, das Team klein zu halten. Immer die gleichen Statisten, in wechselnder Maskerade. Damit wären wir bei meinem größten Kritikpunkt: Ein Film, der sich fast ausschließlich nur im Dunkeln abspielt, der für den Zuschauer vieles, mehr als die Hälfte, im Verborgenen lässt, der dürfte eigentlich kein Geld kosten. Oder sehe ich das falsch? Im Kino hätte ich an der Kasse mein Geld zurück verlangt, wegen entgangener Filmguckfreuden. Natürlich kostet es weniger eine Straße bei Nacht abzusperren als am Tag. Natürlich kommt es bei solchen Szenen nicht so genau auf Fehler an. Dunkelheit ist ein dramaturgisches Stilmittel, aber auch davon kann man mal zu viel bekommen.
Ich komme auf meine Kritik des zweiten Teils zurück: Warum zur Hölle können die Leute nicht bei Tageslicht ihren Job machen, ihr schauspielerisches Können zeigen? Okay, Til Schweiger nuschelt, das wissen wir alle, das weiß er und er steht da wohl auch dazu, die Fischer na ja, mag einen professionellen Job gemacht haben, aber obwohl ich nur ein einziges Lied von ihr kenne, ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass sie „Atemlos“ singend durchs Bild hüpft. Okay, hat sie nicht gemacht. Aber warum zur Hölle müssen wir durch die Nacht gezerrt werden und kaum etwas erkennen können?
Der Konflikt zwischen dem Mörder von Schweigers Frau im Film und Schweiger alias Nick Tschiller, mag tiefgründig gewesen sein und dass er ihn nicht umgebracht hat, das war in Ordnung. Das ständige Tschi?ller ist ein Bulle, der nicht töten darf, oder darf er doch, oder doch nicht war einfach nur nervig. Aber für mich persönlich hat der Film, der Krimi keine Spannung entwickelt, mit Sicherheit deswegen, weil klar war, dass der Politiker fallen würde, dass keine Geiseln erschossen werden würden, dass der Böse wieder zurück ins Gefängnis gehen würde, alle Fakten bekannt waren. Das Zusammenspiel im Hintergrund hat mir indes ganz gut gefallen, wie man die Beteiligung des in den Tod gesprungenen perversen Innensenators. Auf die Gewaltszenen hätte man gut und gerne verzichten können.
Ich habe mehr erwartet und habe nun vier schlechte Tatorte hintereinander zu sehen bekommen. Vergessen wir nicht den Tatort mit Tukur, der noch um Längen schlechter gewesen war. Ob die Nation gespalten ist, keine Ahnung, ich kann nur darüber schreiben wie es mir ergangen ist, was ich dachte während ich zugeschaut habe. Ich hätte gerne umgeschaltet, aber da ich darüber schreiben wollte, ging das nicht. Es lag übrigens nicht an Schweiger, dass alles derart dunkel war, dass kaum etwas zu sehen war, dass das alles weit entfernt von einem guten Tatort gewesen war, sondern an dem Drehbuch, an der Umsetzung und an dem zuständigen Sender, der das hat durchgehen lassen und der es letztendlich auch von der Kostensete her genehmigt hat. In wieweit Schweiger seine Finger im Spiel hatte, welchen Einfluss er auf Stoff und Umsetzung hatte, vermag ich nicht zu beurteilen, aber da nicht seine Firma die Produktion hatte, er das Drehbuch nicht geschrieben hat und auch nicht Regie geführt hat, hat er wohl einzig auf die Besetzungsliste mit alten Freunden und seiner Tochter eingewirkt, deren schauspielerische Leistung von der Presse scharf kritisiert wurde.
Summa summarum, sorry an diejenigen, denen die drei Teile einschließlich der Wiederholung gefallen haben, das war nicht das, was man von einem Tatort erwarten kann, das waren Filme für die Tonne und bitte, bitte, keine Wiederholungen davon. Sorry Herr Schweiger, tut mir sehr leid, dass das Drehbuch na ja gewesen war, und die Hälfte des Films während der Nacht gespielt hat.
Dann starten wir also in die erste volle Woche des Jahres. Ich wünsche Euch einen guten Start, legt los in diesem jungen Jahr, lasst es ordentlich krachen und vor allem: Laßt es Euch gut gehen!