Artikel-Schlagworte: „Masken tragen“
Kristallkugel
Es ist keine Kristallkugel nötig, um die Vorhersage zu treffen, dass das Virus im Herbst erneut die Fallzahlen erhöhen und Kapazitäten in Krankenhäusern testen wird. Wir brauchen auch keine Kristallkugel, um zu erfahren, dass auch das Reisen die Fallzahlen nach oben drücken kann. Auf beiden Seiten, der des Gastlandes und der des Heimatlandes.
Sommer, Sonne, Sorglosigkeit. Darauf wartet das kleine, schlaue Kerlchen, diese kleine gekrönte Kugel. Wir wissen das, wir wissen alles aus dem ersten Shutdown. Einen Zweiten wird es so nicht geben können, auch dann nicht, wenn wir die Sorgfalt in der Leichtigkeit des Lebens vergessen. Wer denkt schon gerne an Masken, Desinfektion und Abstand … war das was? Ja verdammt, da war was!
Was wissen wir inzwischen? Was weiß die Wissenschaft, wie sieht es mit einem Impfstoff aus? Haben wir alles vergessen? Nein, dürfen wir nicht, ein Blick über den Atlantik schärft unsere Wahrnehmung für die Gefahr und lässt nicht zu, dass wir das Risiko der Pandemie aus den Augen verlieren. Wir wissen, dass wir jetzt die Zeit draußen, sofern das Wetter mitspielt, mit Freunden und Familie genießen sollten, mit Abstand zueinander und auf keinen Fall zu sorglos. Das Virus ist da und wird wohl immer da bleiben, auch dann, wenn es einen Impfstoff gibt. So ist das.
Was mir persönlich doch Sorgen bereitet ist das, dass es Bundesländer gibt, die auf das Tragen von Masken in Geschäften verzichten wollten. Das wurde abgeschmettert, aber allein diesen Gedanken zu hegen, laut zu äußern ist, meine ich ernsthaft, grob fahrlässig, vermittelt eine falsche Sicherheit. Ich finde, das ist keine gute Idee, genauso wenig wie Ärzte, die Menschen eine Bescheinigung ausstellen, dass diese keine Masken tragen sollten, weil …. Grundsätzlich gibt es Menschen, die keine Masken tragen können, aber diese Ärzte, die ich meine, stellen diese Atteste aus, obwohl sie diese niemals gesehen haben, die nicht ihre Patienten sind. Dann, im Falle der Infizierung eines anderen Menschen, sehe ich das als eine schwere Körperverletzung an. Ich stelle hier grundsätzlich die Frage, ob die Approbation dieser Ärzte, sofern das Attest in Unkenntnis des Patienten und auf die Ferne einfach so ausgestellt worden ist, nicht überprüft werden sollte.
Es ist richtig, dass inzwischen mehr über das Virus bekannt ist, aber vieles doch noch unbekannt geblieben ist. Das ist so, jeder Tag bringt neue Erkenntnisse, wirft alte über den Haufen. Ob die Maßnahmen alle richtig gewesen waren, die Politiker aller Parteien irgendwie getragen haben, wissen wir nicht. Noch nicht. Vielleicht erfahren wir das auch niemals. Ob unsere Nachfahren allein die Zeche dafür tragen werden, wissen wir auch noch nicht. Wir können alle nur hoffen, kalkulieren, berechnen, mit Zahlen jonglieren. Die Zukunft kennen wir alle nicht. Das werden wir erst erkennen, wenn wir zwei oder drei Jahre oder einen Impfstoff weiter sind.
Ich habe keine Angst mich zu infizieren, aber doof wäre das schon, denn ich fürchte, ich kann dem Wüten des Virus in meinem Körper nur wenig entgegensetzen. Aber es könnte auch gut gehen, trotzdem, ich muss es nicht haben und ziehe das Impfserum vor. Ganz klar. Das Virus kommt nicht in den Körper, tobt sich aus und zieht dann einfach weiter. Manchmal schon, oft sogar, aber häufig auch nicht, da bleiben seinen Auswirkungen über einen langen Zeitraum erhalten. Es ist eben nicht einfach nur eine Grippe.
Ich fühle meine Grundrechte nicht eingeschränkt, wenn ich aufgefordert werde, zu Hause zu bleiben, um andere und mich selbst zu schützen und das Gesundheitssystem meines Landes vor einem möglichen Zusammenbruch zu schützen. Ich fühle mich auch nicht in meinen Grundrechten eingeschränkt, wenn ich eine Maske beim Einkaufen tragen soll. Wenn mir etwas nicht passt, was die Maßnahmen angeht, dann kann ich den Weg über die Gerichte gehen. So einfach ist das. Auch wenn, die Epidemie Lücken im Gesundheitssystem aufgezeigt hat, dann vor allem das, dass es keine wirklich gute Idee gewesen war, einen großen Teil der Krankenhäuser zu privatisieren. Eine Folge der Privatisierung ist ganz sicher die Situation der Pflegekräfte ganz allgemein. Dazu gehören ihre Bezahlung, ihre Arbeitsbelastung, die Situationen auf den Stationen der Krankenhäuser und der Pflegeeinrichtungen, wo oft zu viele Patienten oder Bewohner von zu wenigen Pflegekräften betreut werden.
Einige private Krankenhausgesellschaften deuteten an, dass sie pleite gehen könnten, auch gut, denn dann können diese zurückgeführt werden. Ich bin keineswegs gegen unsere freie Marktwirtschaft, nein auf keinen Fall, aber ich bin gegen eine Ausnutzung des Personals auf dem Rücken der Patienten für etwas mehr Profit der Gesellschafter. Bitte, das trifft nicht auf alle Gesellschaften zu, aber auf einige schon. Ich habe mich mit Chirurgen unterhalten können, wirklich wichtige Operationen seien nicht verschoben worden und dass Patienten von sich aus, den einen oder anderen Eingriff gecancelt haben ist Tatsache, dass die Notaufnahmen weniger häufig aufgesucht worden sind, auch das. Welche tatsächlichen Folgen daraus entstehen werden, das kann niemand sicher sagen. Ich finde es auch sehr beschämend, dass ein Unternehmen seine Arbeitskräfte so behandelt, wie das augenscheinlich in den fleischverarbeitenden Fabriken Usus zu sein scheint. Das geht gar nicht.
Zurück zu den verschobenen Operationen. Vor mehr als zwanzig Jahren meinte mal ein Orthopäde mit Belegbetten in einem nahen Krankenhaus, den ich mit Kniebeschwerden aufgesucht hatte, ich müsste unbedingt und gleich operiert werden. Bin ich bis heute noch nicht und dem Knie geht es gut, ich habe meinen Sportplan ein wenig verändert und gut war. Ich möchte damit sagen, dass das Verschieben der einen oder anderen OP sicher keine lebensbedrohlichen Folgen haben wird. Was wir nicht offen und ehrlich erfahren und genau das bemängle ich sehr, ist das, dass nicht gesagt wird von den 90.000 abgesagten Operationen, waren Summe X von der Orthopädie geplante Operationen, Summe Y kosmetische, Summe Z lebensnotwendige. Dieses Vorenthalten spricht meiner Meinung nach Bände.
Werfen wir einen Blick auf den kommenden Herbst. Ich freu‘ mich schon auf all jene Verschwörungstheoretiker mit und ohne Aluhut auf dem Kopf und wo auch immer. Man kann gelegentlich herzlich lachen. Ihrer Meinung, es sei alles Fake, zum Trotz, werden die Infektionszahlen wieder nach oben gehen. Ich frage mich ernsthaft, was ein Verschwörungstheoretiker sagt, wenn es ihn böse erwischt hat. Seit Wochen erleben wir regelmäßig, dass es Gebiete gibt, in denen die Infektionszahlen nach oben gehen, wie sie aufploppen nach religiösen Treffen (ich frage mich, warum man nicht zu Hause beten kann), nach übergroßen, sorglosen Familientreffen, Treffen aller möglichen Arten und immer wieder Treffen zwecks Arbeit und dicht gedrängtes Kantinenessen von vielen Mitarbeitern in kalten Hallen diverser Fleischfabriken. Das Virus kümmert sich einen Scheiß darum, wo und wann und über wen es sich verbreitet und wen es Lust hat innerlich zu umarmen. Ob draußen gerade Sommer ist oder nicht, ob in Hallen arschkalt ist, auch nicht, es ist ihm egal. Addieren wir nun noch die Virenlast aus den Urlaubsländern dazu, mixen oder rühren kräftig, dann ist klar, dass unsere Fallzahlen wieder hochlaufen werden. Das ist einfach so, für mich ist das logisch, vor allem auch, weil der kommende Winter, wie all die Winter davor auch, uns einmal mehr nach drinnen zwingen wird.
Wir wissen alle, auch die Verschwörungstheoretiker, wie es geht, dass wir das Virus im Griff halten können. Auf keinen Fall so, wie es die USA gerade vormacht, die Nation, die das Infektionsgeschehen nicht mehr im Griff hat, sofern sie es, bis auf wenige Bundesstaaten, jemals hatte. Es ist nicht nachzuvollziehen, aber ich habe das Gefühl, dass D.T. nicht auf der Seite derer ist, die ihn gewählt haben. Bolsonaro keinen deut besser, auch wenn er gerade selbst infiziert ist. Einen ordentlichen spürbaren Verlauf wünsche ich ihm dann schon, auch wenn das, siehe London, kein nachhaltiges, demütigeerhalten nach sich ziehen wird.
Maskenpflicht im Einzelhandel, eine eventuelle Aufhebung in dem einen oder anderen Bundesland ist das, was mich zu diesem Artikel veranlasst hat. Das ist zu früh, auch wenn wir im Moment nur wenige Fälle haben, bzw. alle Hot Spots und Ausbrüche rasch unter Kontrolle gebracht werden können. Halten wir doch ein wenig Abstand zueinander, miteinander reden kann man trotzdem. Nicht aus Angst angesteckt zu werden, sondern aus Angst andere anzustecken, da man nie weiß, ob man die Infektion gerade hat oder sie vielleicht sogar bereits durchlebt hat oder frei davon ist. Klar für den Einzelhandel ist die Maskenpflicht nicht gut, das Einkaufsgefühl mag nicht aufkommen, aber ohne sie wäre die Situation im Augenblick nicht besser.
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein gewisser Abstand und Masken einen großen Teil dazu beitragen, das Geschehen im Griff zu halten. Wir wollen alle, dass das alltägliche Leben in einer angepassten Normalität weitergeht und vor allem wollen wir, dass die Infektionsrate niedrig bleibt und auch, dass es keinen zweiten Shutdown gibt. Um auf das Beispiel der USA zurückzukommen, dort wurde das Tragen einer Maske zu einem Politikum, das, wie ich meine, sehr schwer wiegt und nachhaltige Folgen haben wird. Wer für D.T. ist, der oder die trägt keine Maske, wer gegen ihn ist, der tut es. Wie bekloppt ist das? Natürlich gibt es Menschen, die weder dem einen noch dem anderen Trend folgen, sondern das tun, was nötig ist. Bedeutet also: Wer für den Präsidenten ist, der infiziert sich und andere, wer gegen ihn ist, der ist sorgsam sich selbst und anderen gegenüber.
Was ist so schwierig daran, eine Maske zu tragen? Natürlich, es gibt angenehmere Lebensgefühle, aber ich glaube, den worst case mag auch niemand haben. Es geht nicht darum, geärgert zu werden, es geht darum, andere zu schützen. Wenn man sich gegenseitig schützt, gegenseitig auf sich acht gibt, dann meine ich sind wir schon sehr weit und habe eine gute Chance den Winter bis zu einem Impfstoff zu überstehen.
Ich habe keine Lust auf einen weiteren Shutdown und wer das auch so sieht, weiß, was zu ist. Oder nicht? Abstand halten, nicht um angesteckt zu werden, sondern eher, um anderen das zu ersparen. Masken tragen.
Passt auf Euch und alle anderen auf! Laßt es Euch gut gehen!