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Artikel-Schlagworte: „Kinderpornograohie“

…und morgen ist der 1. Advent

Wie sollen wir so etwas Großes, wie die Erde zu schützen, tun können, wenn wir nicht in der Lage sind Kinder vor Missbrauch zu schützen. In der kleinsten Einheit liegt die Kraft für Großes. Nahezu unbemerkt, eingebettet zwischen Nachrichten über die „Friday for future“-Demonstrationen, dem Attentat in London, der Beliebtheitsskala von AKK kam : Eine weitere Nachricht, die ich so hasse: Die jüngsten Erkenntnisse des aktuellen Falls über Kinderpornographie im Internet.

Wir erinnern uns in NRW wurden Männer verhaftet, die Kinder, auch ihre eigenen, missbraucht haben und Aufnahmen darüber ins Internet gestellt haben. Dieser Fall zieht nahezu unglaubliche Kreise. Was sind das für Schweine? Wahrscheinlich spielen sie die liebenden Ehemänner und Väter und tun dann, wenn niemand hinschaut das, was so verachtenswert ist, dass es kaum Worte dafür gibt das zu beschreiben. Nicht nur, dass sie ihre eigenen Kinder missbraucht haben, sie haben diese dann auch noch anderen Männern zur Verfügung gestellt. Ich mag nicht die Gedanken beschreiben, die mir dabei durch den Kopf gehen, weil sie zu brutal sind, um sie hier preis zu geben, aber ich darf laut über eine für jedermann zugängliche Datei nachdenken, in der all jene erfasst werden, die ihre Finger nicht von Kindern lassen können.

Kinder haben das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit, sie haben jedes Recht auf Schutz, sie haben alle Rechte dieser Erde, um geschützt aufwachsen zu dürfen.

Was denken diese Männer, und leider auch Frauen, welche Rechte sie an den Kindern haben? Glauben sie wirklich, dass sie das Recht haben, sich an ihnen zu befriedigen? Glauben sie, dass sie das Recht haben, sie nach Belieben zu verletzen? Glauben sie, dass sie das Recht haben, sie zu vermieten, wie man ein Auto, eine Wohnung vermietet? Ich werde in meinem ganzen Leben kein Verständnis dafür haben. Kinder sind keine Ware, Kinder sind nicht das persönliche Eigentum ihrer Mütter und Väter, mit dem man machen darf, was man will. Kinder sind das schwächste Glied in unserer Gesellschaft, sie können sich nicht wehren, sich nicht selbst verteidigen. Kinder sind alle Unbeschwertheit, alle Neugierde, alle Liebe, die wir haben.

Früher, also als es das Internet noch nicht gegeben hat, da gab es einen Fall, der für die damalige Zeit Dauerbrenner in der Presse gewesen war: Jürgen Bartsch, ein Kinderschänder und Mörder, der vier Jungen missbraucht und getötet hat. Er wollte sich den Trieb „wegoperieren“ lassen und starb danach, weil der Operateur das Narkosemittel verwechselt und ihn überdosiert hat. Unbeabsichtigt, damals gab es keine Anästhesisten und dieser Fehler war ihm zwei Mal unterlaufen. Aber ich frage mich dennoch, ob nicht mindestens der Gedanke in dem Arzt aufgekeimt war, als er erfahren hatte, wen er da operieren sollte. Er wurde, wegen der beiden Fälle zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. Jürgen Bartsch hat das nicht überlebt.

Es gab aber auch den Fall Marianne Bachmeier. Sie tötete den Mörder ihrer Tochter mit sieben Schüssen, der achte verfehlte ihn, am dritten Verhandlungstag im Gerichtssaal. Sie wurde zu sechs Jahren Haft verurteilt und ich meine mich zu erinnern, dass der Richter erklärt hatte, dass er wohl für ihre Tat Verständnis hat, aber Selbstjustiz etwas ist, das in unserem Land keinen Platz haben darf. Ich kann sie verstehen, kann ihr Handeln nachvollziehen, kann den Richter verstehen und dennoch weiß ich nicht, was ich an ihrer Stelle getan hätte. Sie muss unglaubliche Schuldgefühle gehabt haben, da sie an jenem Tag, als der Vergewaltiger und Mörder Grabowski ihr einziges Kind gegriffen hat, ihrer Tochter erlaubt hatte, die Schule zu schwänzen.

Diese Männer und auch Frauen, die im jüngsten Fall Kinder geschändet und seelisch wie körperlich schwer verletzt, sie vermietet haben, können sich relativ sicher sein, mit einem blauen Auge davon zu kommen und dass sie gegen Lynchjustiz durch das Gesetz geschützt werden. Eine öffentlich zugängliche Datei in der sie als Kinderschänder auftauchen wird es nicht geben. Schade aber auch. Es nicht um denunzieren, es geht in meinen Augen dabei um Prävention, diese Verbrecher müssen lernen, dass es hier keine „minder schweren Fälle“ gibt.

Warum beschäftige ich mich mit diesem Thema. Ursprung ist ein Artikel, den ich für eine Internetzeitung geschrieben habe, seither lässt mich dieses Thema nicht mehr los, weil die Tragweite so unglaublich ist, weil das damals Mode gewesen war, für das, was wir da gerade erfahren, nach Asien zu fliegen. Weil ich, in meinem Kopfkino, Kinderaugen sehen, die stumpf und leer sind, die keine Tränen mehr haben.

Inzwischen habe ich einige Menschen kennen gelernt, es spielt keine Rolle ob das heute Männer oder Frauen sind, beide Geschlechter werden von Erwachsenen geschändet, die erlebt haben, was kein Kind in einem geschützten Raum erfahren soll: Sie wurden vergewaltigt, wurden misshandelt, wurden körperlich wie seelisch schwer verletzt. Mal war der Täter ein Verwandter, mal war es ein Fremder, einmal ein Jugendlicher. Sie alle erlebten eine unterschiedliche „Danach-Zeit“: Jahre der Orientierungslosigkeit, Abhängigkeit von Alkohol und Drogen, leben in der Gosse bis eine Therapie sie genordet und geerdet hat, eine direkte Betreuungszeit durch einen Psychologen, wie kann man einem vergewaltigten Mädchen ausgerechnet einen Mann als Psychologen zur Seite stellen, oder einfach gar nichts. Sie alle leiden bis heute und werden das bis ans Ende ihrer Tage tun. Da gibt es kein Vergessen. Es gibt heute natürlich Betreuungsmöglichkeiten, aber ich meine viel zu wenige, viel zu gleichgültige.

Vielfach geben sie, die Opfer, sich selbst die Schuld an dem Geschehen. Hallo nein, sie konnten und können nichts dazu, dass sie zum Opfer geworden sind. Sie haben den Täter nicht provoziert und wenn doch, dann nur durch die Tatsache, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren. Dafür können sie weiß Gott nichts. Sie sind und bleiben Opfer, sie sind nicht die Täter. Das, was sie alle erlebt haben und was sie für den Rest ihres Lebens leben müssen, das wünscht man seinem ärgsten Feind nicht.

Ich bin Mutter und meine Töchter waren auch mal klein gewesen und ich habe immer in der Angst gelebt, dass ihnen etwas passieren könnte, ich bin Oma und die Vorstellung, dass… ich bin Freundin eines Opfers, kenne Opfer persönlich und ich schreibe gerade über dieses Thema, auch wenn es noch eine Weile braucht, bis ich veröffentlichen kann, so sammle ich gerade Fälle, Gerichtsakten, Urteile. Aber das, was sich da gerade, unbeachtet zwischen Friday for future und der Beliebtheitsskala von AKK abspielt, nein, das ist jenseits meiner Vorstellungskraft.

Was wird mit all jenen geschehen, die sich diese Bilder im Internet angeschaut haben, jenen, die ihre Kinder missbraucht haben, die sie zur Prostitution gezwungen haben? Ich schätze nicht viel. In jedem Fall, angesichts der Tatsache, dass die Opfer „lebenslang“ haben, zu wenig, viel zu wenig. Wenn ich dann auch noch erfahre, dass die Identität eines Jugendlichen, der sein Opfer nicht nur zwei Mal heimgesucht und schwer verletzt hat, geschützt wurde und er gerade ein paar Monate auf Bewährung bekommen hat, oder ein Mann, der ewige Zeit seine Verwandte vergewaltigte läppige fünf oder sechs Jahre bekommen hat, die er bei guter Führung und offenem Strafvollzug drastisch verkürzen kann, wenn ich lese, dass Sexualverbrecher Freigang bekommen und sich dabei das nächste Opfer greifen, dann verstehe ich die Welt der Justiz nicht mehr. Meine Gedanken sind da durchaus böse, ich gebe es zu, aber die Opfer geraten dabei viel zu schnell aus dem Blick der Justiz, wird auch die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viel über Kindesmissbrauch gehört oder gelesen zu haben. Spielt das Internet hier eine zu große Rolle? Regt das Darknet an, diese Taten zu begehen? Wenn ja, dann sei den Betreibern gesagt, dass sie sich auf der gleichen Ebene wie all die Schweine und Verbrecher bewegen. Sie sind keineswegs besser. Das Umfeld der Kinder. War es blind? Ich glaube nein, viele dieser Kinder lieben ihre Väter trotz der Schmerzen die sie ihnen über einen langen Zeitraum zugefügt haben. Sie werden ihre Väter erst hassen, wenn sie erwachsen sind, wenn sie verstehen was ihnen zugefügt worden ist.

Und morgen ist der 1. Advent. Viele derer, die ins Visier der Ermittler geraten sind, hoffen darauf, dass sie ein unbeschwertes Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie feiern können. Dass sie das tun, was sie immer tun: so tun, als wäre nie etwas geschehen. Ich gönne ihnen von ganzem Herzen den Blick aus einer Zelle, mit ihren Mithäftlinge. Ich kann nicht anders, tut mir leid.

Im Radio werden gerade Weihnachtslieder gespielt und auch, wenn das ein schweres Thema ist, das mir, angesichts der vielen kleinen Opfer, das Herz schwer macht, so wünsche ich Euch allen, einen schönen ersten Advent im Kreise Eurer Familien. Passt auf Euch und Eure Kinder auf und achtet auf die Kinder in Eurer Umgebung. Lasst es Euch gut gehen!