Real – mehr als alles drin
Wir haben heute eine Situation, in der Großmärkte den Markt und vor allem das Straßenbild bestimmen, die vielen kleinen Läden gibt es schon lange nicht mehr. Große Handelsketten sind regional wie überregional tätig und wenn man genau hinschaut, dann gehören sie oftmals zu einem Konzern, wie Saturn, Media Markt und Metro, wo man sich dann fragt, weshalb das Kartellamt das genehmigt hat, weil richtige Konkurrenz ist das nicht mehr. Aber darum geht es heute gar nicht. Heute schreibe ich diesen Artikel, weil ich etwas erlebt habe, das ich so nicht erwartet hatte.
Bei uns um die Ecke ist ein Real Markt. In meiner Heimat, also dort, wo ich geboren bin, da ist auch einer. Ich, die ich hier in Berlin lebe bekomme hier nicht die Art Rippchen, die ich gerne mag und ja ich bin Fleischesser und ich esse das gerne und ich bin überzeugt, dass der Mensch als solcher angelegt ist. Über die Häufigkeit dieses Genusses kann man sich sicherlich streiten, aber nicht über das „Dass“ und auch Ötzi hatte Fleischreste in seinem Magen. In Berlin ist diese Art der Rippchen fremd, nicht wie in meiner Heimat. Aber deswegen Hunderte von Kilometern fahren, nur um das genießen zu dürfen… Na ja, nicht wirklich, wobei wir uns immer welche mitbringen, wenn wir mal in unsere Heimatstadt fahren. Nun habe ich eine größere Menge davon benötigt und habe mir hin und her überlegt wie ich es hinbekomme, dass die Rippchen zu mir kommen und nicht ich zu ihnen fahren muss.
Natürlich kann man sich heute alles Mögliche schicken lassen, aber dem stehe ich etwas skeptisch gegenüber, zugegeben. An dieser Stelle nun kommt „real“ ins Spiel. Ich habe mir dann überlegt, da dieser Markt nicht nur bei mir hier um die Ecke ist, er ist auch in meiner Heimatstadt und ich könnte nun diese Logistik ausnutzen und die begehrten „Pfälzer Rippchen“ zu mir kommen lassen. Also frisch ans Werk und am Heiligen Abend die erklärende Mail an den Kundenservice geschrieben. Keine zwei Stunden später meldete das Telefon einen eingehenden Anruf. Am anderen Ende der Leitung meldete sich die Metzgerin des Marktes bei mir um die Ecke, sie hätte von ihrem Marktleiter eine Mail auf den Tisch bekommen und nun wollte sie mal hören. Ich erklärte, was ich haben möchte, sie erklärte mir, dass das so nicht gehen würde. Enttäuschung machte sich breit. Das Haus Real hat laut eigener Auskunft ein eigenes Kontrollsystem, das es unmöglich machen soll, einen zweiten „Hackfleischskandal“ zu ermöglichen. Deswegen kann kein Fleisch, das in einem Markt registriert worden ist, zu einem anderen geschickt werden. Ups! Kinnlade runter, Rippchentraum zerplatzt!
Aber, so sagte sie mir, sie kann diese Rippchen herstellen. Die Traumblase formierte sich erneut, die Rippchen daran erschienen wieder. Sie versprach sich zu informieren und wir besprachen gleich nach den Feiertagen miteinander zu telefonieren, sie wüsste dann auch, wie das gemacht werden muss. Wie versprochen rief sie an, sehr gut informiert, einfach toll diese Mitarbeiterin. Einzig blieb bei diesem Telefonat ein wenig unklar, um welchen Teil des Schweines es sich handelt, weil die Berliner eine andere Vorstellung von Rippchen haben, als ich sie habe. Also habe ich am Silvestermorgen, wie verabredet den Markt aufgesucht und am Objekt direkt, natürlich nur durch Fingerzeit, geklärt, welchen Teil eines Schweines ich mit „Pfälzer Rippchen“ meine.
Gebraucht habe ich das Fleisch vergangenen Samstag. Pünktlich wie verabredet haben wir das fertige Produkt, direkt aus dem Fleischkessel abgeholt. Unter den Menschen, die in den Genuss meiner heimatlichen Spezialität kommen sollten, war auch ein erfahrener Koch. Er begutachtete das Endprodukt, befand es als gut und lecker und im Grunde sind es nur noch Nuancen, die es von heimatlichen Genüssen trennen, aber ich bin sicher, dass das die Metzgerin beim nächsten Mal hinbekommen wird, denn ich bin mir sicher, dass es ein nächstes Mal geben wird.
Etwas, das ich mir absolut nicht vorstellen konnte, war das, dass man aus einem derart großen Markt mehr bekommen kann als das, was augenscheinlich drin ist, womit deutlich mehr Werbung gemacht werden darf. „Einmal hin – alles drin“ sagt an dieser Stelle zu wenig aus und vielleicht macht es Sinn Kunden dadurch zu gewinnen, dass man mehr möglich macht als das, was drin ist.
Die Metzgerin des Real Marktes, hier bei mir um die Ecke in den Spandau-Arcaden, ist sehr kompetent und setzt alle Hebel in Bewegung, um einen Kundenwunsch erfüllen zu können. Einfach klasse! Vor allem denke ich, dass es Euch auch so geht, wie es mir gegangen ist, dass man gar nicht auf die Idee kommt solche außergewöhnlichen Extrawünsche zu äußern. Ich wünsche Euch für diese Woche viele erfüllte Wünsche und: Laßt es Euch gut gehen!