Persönliche Los Wochos
Letzte Woche war unglaublich anstrengend gewesen, ich will nicht stressig schreiben, es klingt mir zu abgedroschen immer von Stress zu sprechen, wenn mal der Bär steppt. Das zeitraubenste Element waren hierbei wieder mal die Ärzte, die ich nicht wegen mir, sondern wegen unserer Oma konsultieren musste. Die glauben wirklich, dass man unendlich viel Zeit und sonst nichts zu tun hat, egal ob selbst Patient oder in Sachen unseres pflegebedürftigen Familienmitgliedes. Der Wahrheit die Ehre, der absolute Lichtblick ist hier ihre Hausärztin und wenn ich mal eine brauche, dann hoffe ich, dass ich zu ihr kommen darf. Damit war ich zu dem Alltäglichen die erste Hälfte der Woche beschäftigt. In der zweiten Wochenhälfte kam zusätzlich der Geburtstag meiner Mama.
Wir sind alle froh, dass meine Mama, nach reichlich ärztlichen Behandlungsfehlern und ignoranten Ärzten und Pflegekräften im Krankenhaus, wieder so fit ist, dass sie überhaupt ihren Geburtstag feiern konnte. Der Grundstein der Irrungen wurde im St. Gertraudenkrankenhaus gelegt, weil man hier ihr die gewohnten Medikamente ohne jegliche Grundlage verweigert hat, was ein Delir zur Folge hat, das dort als Demenz ausgelegt worden war. Wir arme Familie wurden alle mit mitleidigen Blicken bedacht, weil wir das all die Zeit nicht erkannt hatten. Das zog sich über Wochen und Monate durch, weil sie dann durch ein Antibiotikum ähnliche Probleme bekommen hatte, was laut Medizinmännern und –Frauen natürlich niemals sein kann und trotzdem gewesen war und wir uns mit dem unabänderlichen einer Demenz abfinden müssten. Heute ist wieder fit, kann die Familie lustig und leicht dirigieren und nachhaltig beschäftigen.
Mir fiel nun die Aufgabe zu, ihren Geburtstag nach ihren Wünschen zu organisieren. Letztes Jahr hat das unsere kleine Familie gemacht, dieses Jahr bin ich an der Reihe. Ich freue mich schon auf den Erdbeerkuchen, den zu machen sie übernommen haben. Aber von vorne, die Planung begann schon vor Wochen, weil meine Mama im letzten Jahr zu allen gesagt hatte, dass wir uns dann im nächsten Jahr, also dieses Jahr wieder sehen würden und zwar in der gleichen Kneipe, ihrem Lieblingsitaliener. Nur der Italiener hat am Sonntag zu und für angereiste Familie wäre es ohnehin ungünstig gewesen am Sonntag zu feiern, da man an diesem Tag eigentlich schon wieder den Heimweg antreten muss. Also vorverlegt auf den Samstag. Einladungsliste: Familie und die Nierenfrau. Letztere heißt nicht so, weil sie eine neue Niere bekommen hat, sondern weil sie gerne saure Nieren isst und ich diese noch nach alter Väter Sitte zubereite. Rezept übernommen von meiner Mama, die nach ihrem Umzug nach Berlin meine Freundin bei einem Nierenessen kennen gelernt hat. Damit sie dann weiß von wem ich erzähle, wurde aus meiner Freundin kurzer Hand die „Nierenfrau“ gemacht.
Ich habe dann versucht eine weitere Freundin von mir auf die Liste zu schmuggeln, was mir aber wegen der, na ja sagen wir mal Alterssturheit meiner Ma, nicht gelungen ist. Ein Mißverständnis steht dazwischen, gesprochene Worte, die anders ausgesendet wurden, als sie angekommen waren. Alle Überzeugungsversuche schlugen fehl, ich kann es nicht ändern. Egal was ich auch immer tu, ich bin die Blöde, die am Ende Schelte von beiden Seiten bekommt und ehrlich, das muss ich schlichtweg nicht mehr haben. Sollen sie machen was sie wollen, ich nicht mehr.
Wir feierten den Geburtstag meiner Ma, es war ihr Fest und ich habe ich ihre Wünsche zu respektieren. Es tat mir persönlich sehr leid, weil ich meine Freundin sehr mag, aber was soll ich machen? Gut am Samstag dann gefeiert, eine Vorspeisenplatte, oh Mann, da läuft mir das Wasser immer noch im Mund zusammen. Mann ein Hammer! Wow! Könnte ich sofort und gleich nochmals haben. Hauptgang ohne jeden Kritikpunkt, auf das Dessert habe ich dann aus Platzmangel verzichtet.
Am Sonntag dann gab es Kaffee mit den Mädels aus der Residenz und meinen drei selbst gebackenen Kuchen. Seit Freitag habe ich jeden Tag einen Kuchen gebacken: Linzer Torte, Himbeer-Frischkäsesahne und Käsekuchen. Alles geklappt, alles geschmeckt und neben den Mädels aus der Residenz waren auch wir „Familie“ wieder da. Leider nahm der Tag für mich persönlich eine traurige Wendung erhielt ich Nachricht, dass ein Mensch nur allzu früh gehen musste.
Wer nun annimmt, dass die kommende Woche ruhiger werden wird, der irrt, das geht noch nächste und übernächste Woche so weiter, volles Programm und mehr. Womit ich dann bei meiner Mahnung angekommen wäre: Wenn man „volle Powerwochen“ also Los Wochos hat, sollte man sich dazwischen mal eine kleine Auszeit nehmen, ein paar Schritte laufen, draußen, auch wenn diese Schafskälte nicht unbedingt einladend ist. Im Gegensatz zu den geschorenen Schafen haben wir ja die Wahl eine dicke Jacke anziehen zu können. Aber egal wie auch immer, was immer ihr tut: Laßt es Euch gut gehen.