Löw, der Balljunge und die Folge
Spaßbremsen sind sie schon, die Damen und Herrn bei der ARD und dem ZDF. Passt schon ein wenig zu der Meldung, die ich dieser Tage gelesen haben, die besagt, dass gerade das ZDF sich anschickt ein Sender für „Alte“ zu werden. Na ja da hebe ich dann schon den Durchschnitt etwas an. Aber das ist wie immer: selbst gerührter Brei, den man dann auch auslöffeln muss. Ich war schon über die Reaktionen verwundert, die das Senden der Szene mit dem Balljungen und Jogi Löw ausgelöst hat. Ihr nicht?
Ich meine die Szene als der Bundestrainer dem Jungen den Ball unter dem Arm wegdischte. Eine Szene, total entspannt, witzig, irgendwie menschlich. Was passiert? Das löst einen wahren Sturm im Wasserglas aus, dass die beiden Fernsehanstalten sich darüber beschwert haben, dass diese Szene vor dem Spiel stattgefunden hat und einfach in die 21. Minute reingeschnitten worden war. Das hätte kein Zuschauer wirklich gemerkt, wären da nicht diejenigen gewesen, die das laut ausbrüllen mussten. Ja natürlich es werden Live-Bilder gekauft, deswegen sehen wir auch so wenige Wiederholungen, es gibt wohl einen Vertrag darüber was geht und was nicht. Es ist nachtürlich in Ordnung, dass das angemahnt wird, aber bitte gerade diese Szene zum Anlaß zu nehmen, immer und immer wieder in die Öffentlichkeit zu zerren, dass man ja eigentlich Live-Bilder gekauft hat. Schade, das haben die beiden, der Junge und Löw so nicht verdient und wer weiß vielleicht verhindert dieses öffentliche Gezerre darum Neuauflagen, oder überhaupt entspannte Szenen am Spielfeldrand.
ZDF schickt sich an der Sender der Alten zu werden. Ehrlich mal, ich habe oft das ZDF laufen. Auch im Vorabendprogramm und jedes Mal, wenn wir gerade Kaffee trinken, oder uns anschicken Abendbrot zu essen, dann werden garantiert die Werbungen für Blasenschwäche, Verstopfung und Kleber für Zahnprothesen ausgestrahlt. Dazu kommen Mittel gegen Laktoseintoleranz, Blähungen und ausfallende Haare. Passt doch schon zu der Altersgruppe, oder? Im Ernst das Nachmittagsprogramm ist geradezu prädestiniert dafür Werbung für diese Mittel zu machen. Ist so, war schon immer so und wird wohl immer so bleiben, dass wir bei Haxe mit Semmelknödel erzählt bekommen, dass man den Cholesterinspielgel auf natürliche Art und Weise senken kann. So zwar nicht, aber möglich ist es. Auch habe ich das Gefühl, dass bei allen öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten es gar nicht danach geht, was der Zuschauer sehen will, sondern was der Kritiker haben mag.
Vor einigen Wochen gab es den Mehrteiler „Die Brücke“ zu sehen. Das mag gut gemacht gewesen sein, der Stoff war richtig gut, aber fünf Teile daraus zu machen, das war eindeutig zu viel. Es war vollkommen ausreichend sich den ersten und den letzten Teil anzuschauen und man wusste was, wann und warum. Auch hängen wir an vielen Stellen immer noch bei Kritikergefälligen Krimis, die kein zahlender Zuschauer sehen will, weswegen die Einschaltquoten nicht immer prickeln sind. Die Betonung im letzten Satz liegt auf zahlenden Zuschauer. Das wird dann dadurch belegt, dass ich mit einer Produzentin telefoniert habe, die dann bei der Betrachtung von Filmstoff nur danach geht, ob das bei einem der Sender abzusetzen ist. Dass ein Psychothriller in der Kritik durchgefallen sei und deswegen ein weiterer keine Chance hätte. Vielleicht war einfach der Psychothriller schlecht? Richtig gute Krimis, die vor allem gut ausgeleuchtet sind finden nicht statt, vor allem dann, wenn man sich als Autor erdreistet die Polizei mal nicht gewinnen zu lassen, ohne diese als Trottel dastehen zu lassen. Das geht gar nicht. Irgendwie ist das verkehrte Welt. Hört man sich um, dann erfährt man, dass viele Drehbuchautoren und auch Produktionen es beklagen, dass die Sender die Gestaltung, das Aussehen der Filme bestimmt. Ist das nicht grausam? Das erstickt doch jede Kreativität im Keim, da kommt diese Einheitskost her, ohne jede Überraschung, ohne jeden Spirit. Das geht an den Wünschen eines jeden Zuschauers vorbei.
Zuschauer möchten auch solche Szenen wie die von Jogi Löw und dem Balljungen sehen – ohne danach ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er sich daran erfreut hat, obwohl, weil nicht live, das so nicht hätte ausgestrahlt werden dürfen. Danke, dass wir das sehen durften. Das trägt zu Entspanntheit, zu Wohlbefinden bei. Bei allem was ihr tut, achtet darauf, dass ihr solche Szenen genießen könnt, in Euch aufnehmt und vor allem: Laßt es Euch gut gehen.