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Klatsch: Kachelmann und Regenwetter

Der Kachelmann war da. Er war bei Pelzig zu sehen und durfte dessen zweifelhafte Bowle trinken. Wer ist Kachelmann? Da war doch mal etwas. Diese unleidige Geschichte mit der Vergewaltigung, die ausgegangen war wie das Hornberger Schießen und der Richter in seiner Urteilsbegründung gesagt hat, dass außer den beiden Beteiligten niemand je wissen wird, was damals passiert war. Liest sich heute fast wie ein Klatschtag. Er sagt er war es nicht, sie sagt er hat es getan. Und nun? Nun zerrt er alles und jeden vor Gericht, bekam anstatt 3,25 Millionen Euro Gesamtforderung einen Betrag von 635.000 Euro zugesprochen, von den Gerichtskosten muss er rund 2/3 tragen. Die BILD-Zeitung wird in Berufung gehen. Kachelmann auch.
Worum geht es? Kachelmann sieht sich als Verfolgter. Als ungerecht Behandelter. Mag er damit Recht haben, fair war das sicher nicht immer, was ihm widerfahren war und das von dem Moment an, als er nach einem Aufenthalt in Kanada wieder deutschen Boden betreten hatte. Mit großem Medienrummeln (woher wussten die das nur?) wurde er direkt am Flughafen einkassiert. Jede seiner Bewegungen wurde filmisch und fotografisch festgehalten, jede Regung seines Gesichtes interpretiert. Sein Privatleben wurde von links nach rechts und wieder zurückgekehrt, ebenso wie von innen nach außen und wieder zurück. Jeder Prozesstag wurde bis ins kleinste Detail zerpflückt. Der Richterspruch war für viele überraschend, weil sie ihn längst schon vorverurteilt hatten.
Jetzt befindet er sich auf einem außergewöhnlichen Rachefeldzug. Er zerrt vor Gericht, wen er dorthin zerren lässt. Seine Exfreundin, jene Frau, die ihn der Vergewaltigung bezichtigt hatte, genauso wie die damals anklagende Staatsanwalt, die BILD-Zeitung ebenfalls und keine Ahnung wen noch alles. Warum? Er will Gerechtigkeit, will ´, dass sein Name wieder makellos sein wird, dass er seinem Sohn, wenn dieser ihn danach fragen wird, weil er seinen Vater gegoogelt hat, sagen kann, er war unschuldig und dass er alles danach getan hat, um seinen Namen reinzuwaschen. Das ist so eine Sache einen „Namen reinzuwaschen“. Das wir mit einem unleidigen Flecken von Tomatensauce oder Schokolade, ein Schatten bleibt immer.
Es ist Kachelmanns gutes Recht alles dafür zu tun, dass er rehabilitiert ist, denn das Urteil, das der Richter gefällt hatte, hat eben genau diesen Flecken auf seiner Weste hinterlassen, dass Zweifel an seiner Unschuld bestehen, aber auch Zweifel an seiner Schuld. Er klagt wohl auch gegen seine Ex, jede Frau, die all das verursacht hatte. Ich bin mir da nicht so sicher wie er das begründen möchte. Er klagt auf Schadensersatz. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er diesen bekommen wird. Was hat sie getan? Sie hat wegen Vergewaltigung Anzeige erstattet. Zugegeben, das ist eine ganz beschissene Situation. Hat er es getan, dann muss sie das beweisen, was sie offensichtlich getan hat. Er muss nun beweisen, dass ihre Beweise gar keine Beweise sind. Beiden ist die Beweisführung nur zum Teil geglückt und zwar nur so, dass der Richter Zweifel an den Aussagen von beiden hatte und wir wissen das alle: Im Zweifel für den Angeklagten. Kann er auf dieser Basis von ihr Entschädigung erwarten? Käme mir komisch vor. Aber er ist der Dumme an der Geschichte und wäre er wirklich unschuldig, so stünde es ihm tatsächlich auch zu. Was würde ich als Richterin machen? Ganz ehrlich? Ich wäre froh, wenn sich mein Kollege mit diesem Fall herumärgern müsste.
Kachelmanns Ansehen ist durch dieses Verfahren sehr stark beschädigt worden. Es hat ihm ein schlagartiges Ende seiner Präsenz im deutschen Fernsehen beschert und viel Zeit obendrein. Es ist sein gutes Recht, sich zu wehren, zu versuchen seinen guten Ruf wieder herzustellen. Ob ihm das gelingen wird, ich weiß es nicht. Ich fürchte eher, dass er sich so zum Hampelkasper macht und seine Aktivitäten bezeugen keineswegs seine Unschuld. Wer von den beiden die Wahrheit sagt, vor Gericht sagte, wer weiß das schon außer den beiden Beteiligten selbst? Ich weiß es nicht, aber es mag einen guten Grund haben weshalb der Richter einen Freispruch in „dubio pro reo“ ausgesprochen hat.
Und das Opfer? Egal wie auch immer ich denke, sie wird so denken. Wenn er es getan hat, wie verletzt muss sie sein? Wenn er es nicht getan hat, dann wird sie an dem festhalten, weil sie ihn vernichten wollte. Sie würde ihr Gesicht und eine Menge Geld verlieren. Eine Vergewaltigung vorzutäuschen ist das mieseste Instrument, das es gibt, um einem Mann oder auch einer Frau schaden zu wollen. Das geht gar nicht und wer das tut, weiß nicht, was er den wirklichen Opfern damit antut. Auf der anderen Seite werden immer noch viel zu viele Vergewaltigungen ob gegen Kinder, Frauen oder Männer, nicht angezeigt. Auch das darf nicht sein. Was im Falle Kachelmann wirklich passiert war, ich habe keine Ahnung und auch wenn es keine Verurteilung gegeben hat und der Beschuldigte, nach unserem Recht, unschuldig ist, bleiben bei dieser Art von Freispruch berechtigte Zweifel.
Kachelmann jedenfalls ist auf der Jagd nach Entschädigung, möchte seinen guten Ruf wieder hergestellt wissen. Selbst wenn er Unsummen an Geld bekommen würde, kann das den Urteilsspruch nicht korrigieren, kann er den Zweifel dadurch nicht ausräumen. Ich wünsche Euch allen einen zweifelsfreien Tag, einen guten Tag, einen super Tag: Laßt es Euch gut gehen!

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