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Kauderwelsch und andere Fremdsprachen

Kauderwelsch würden wir, die wir aus der Pfalz nach Berlin kamen, sprechen, sagte unser Freund, ein Berliner, immer. Dem würde ich widersprechen, denn wir haben immer verstanden was wir gesagt haben. Es gibt natürlich spezielle Ausdrücke, die mussten sie erst lernen. Heute macht die Verständigung kaum mehr Probleme. Entweder haben sie sich an unser Kauderwelsch gewöhnt oder wir kauderwelschen einfach nicht mehr so wie nach unserem Umzug. Klar, wenn wir nach Hause fuhren, dann war der Dialekt nach unserer Rückkehr stärker zu hören, aber so häufig fahren wir nicht mehr in unsere alte Heimat. Gibt es eine Steigerung dialektscher Verständigungsschwierigkeiten?

Ich denke schon. Die wird dann auftreten, wenn es sich bei der Verständigung nicht mehr um einheimische Dialekte handelt, sondern um internationalen Sprachgemisch. Vergangenes Wochenende war der Sohn meiner Cousine mit seiner Freundin zu Besuch. Der Mann lebt seit ungefähr zehn Jahren in Panama, hat dort eine sehr nette junge Frau kennen gelernt. Sie ist von ihrer Herkunft her Spanierin, wobei sie, wenn ich mich recht erinnere, in Panama geboren ist, aber ihre Eltern, Großeltern und der gesamte Rest haben ihre Wurzeln in Spanien und leben auch zum Teil noch dort. Es gab also ein kleines Familientreffen, abgespeckte Version, waren nicht alle da. Aber es war lustig. Gesprochen wurde Englisch, mit Einwürfen in Deutsch und Spanisch.

Zugegeben, wenn ich sehe welcher Art das Englisch ist das meine Töchter gelernt haben und das, welches wir gelernt haben, dann bekomme ich das nackte Grausen und überlege, ob wir in der Art von Trapattoni quatschen: „…Flasche leer ist …“. Ich fürchte das kommt der Sache durchaus sehr nahe, auch wenn uns von unseren amerikanischen Freunden immer versichert wird, dass wir des Englischen mächtig wären. Wir wissen, die Amerikaner verstehen es, mit ihrer Art der Oberflächlichkeit freundlich zu lügen. Sympathischer Wesenszug, tut vor allem nicht weh. Auf jeden Fall waren wir an diesem Abend damit konfrontiert, dass wir plötzlich Konversation in englischer Sprache führen mussten. Wobei die junge Frau uns versteht, wenn wir uns in unserer Landessprache unterhalten, sie kann sie auch sprechen, aber … Ich kenne das von meiner Mutter, mein Vater musste immer übersetzen, obwohl meine Mutter ebenfalls in der Schule, im Lyzeum wie das damals hieß, Englisch und Französisch gelernt hat. Während mein Vater nach dem Krieg durch die französischen Besatzer, so nannte man das bei uns, perfekt diese Sprach gelernt hat, verkümmerte dieser Ansatz meiner Mutter mangels Übung.

Neu war die Beimischung von Spanisch. Wobei, wenn ich ehrlich bin, ich mir nicht sicher bin, ob da nicht auch ein Slang, ein Dialekt dabei war. In Spanien klingt das irgendwie anders. Wie vertraut klang aber das gerollte „r“, das war am Wochenende nicht anders. Klang nach Spanien, Urlaub, Sonne, Meer. Spanisch war immer dann nötig, wenn sie eine Erklärung brauchte und der Sohn meiner Cousine ihr das erklärt hat, das tat er stets in Spanisch. Danach ging das in Englisch weiter. Was ich witzig fand war das englische „th“, das ähnlich einem gestutzeltem „s“ in Deutsch gesprochen wird. Je später der Abend, je mehr der Abend in die Nacht ging, je mehr Biere der Wiedersehensfreude getrunken waren, desto mehr solcher Aussprachewunder bekam die englische Sprache verpatht bis gelegentlich ein ganzer Satz nur noch aus „th“en bestand. Das war der Moment das Treffen fröhlich und gut gelaunt zu beenden. War ein netter, wenn auch anstrengender Abend gewesen. Der Vorsatz das englisch Vorhandene zu verbessern und das spanisch Vergessene wieder hervorzuholen wir ebenso schnell verrauchen, wie sich die vielen „th“ zu Gunsten normaler Aussprache verflüchtigen werden.

Probiert mal aus, sofern ihr nicht häufig in anderer Landessprache sprechen müsst, wie viel davon, von anderen Sprachen noch vorhanden ist. Ausgenommen ist natürlich der berühmte Ruf nach dem spanischen Cerveza, das zählt einfach nicht. Wen ihr das tut, genießt es, guckt Wort nach, die ihr vergessen habt, Google macht das sehr einfach, oder im I-Phone ein Übersetzer-App, dann könnt ihr das in jedem Straßencafé und vor allem: Laßt es Euch dabei auf jeden Fall gut gehen.

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