Hätte ich nie gedacht …
Ich glaube jeder Mensch hat in seinem Leben schon „Wenn ich das gewusst hätte.“ oder wenn mir jemand gesagt hätte, dass..“ oder „niemals hätte ich gedacht, dass…“ gehört, gesagt, gedacht. Da schließe ich mich nicht aus. Vor gut einem halbem Jahr noch hätte ich niemals im Traum daran gedacht, dass meine Ma ihren 85. Geburtstag noch feiern könnte. Gestern war das der Fall gewesen.
Vor mehr als einem Jahr erkrankte meine Mutter akut, kam ins Krankenhaus. Das akute Problem konnte rasch beseitigt werden. Allerdings verursachten die Ärzte dort, im St. Gertraudenkrankenhaus in Berlin, trotz aller Warnungen meinerseits darauf zu achten, dass es nicht passiert, ein Delirium. Ich weiß nicht was wir alles unternommen haben, damit die genauer hinschauten, aber vom Personal kam immer nur der Text: „Wir kennen ihre Mutter nicht anders!“. Letztendlich wurden wir mit mitleidigem Blick in die Ecke „nun nehmt doch endlich mal zur Kenntnis, dass die Frau dement ist!“ geschickt. Sie kam dann in die Reha, wo das nicht anders war. Nach einer Woche in der es immer schlimmer wurde nahmen wir sie nach Hause.
Tatsächlich wurde das alles schlagartig besser, nachdem wir zu Hause die Medikation entsprechend verändert haben. Dummerweise erkrankte sie ein weiteres Mal akut und musste abermals ins Krankenhaus. Die alte Medikation beließ man dort und verlegte sie so schnell das ging in die Reha, wo sie sich eine weitere akute Erkrankung zugezogen hat mit der sie immer noch ab und zu tun hat. Das Antibiotikum , das angesetzt war, verursachte bei ihr abermals ein Delirium und half nicht dauerhaft, zumal obendrein ein Fehler in der Gabe gemacht wurde. Nicht bei uns, seitens ihres Arztes.
Sie bekam, da das eine nicht wirkte ein weiteres dazu, das wirkte, aber immer nur vorübergehend, weil wie gesagt, der Doc ein entscheidendes Behandlungsmerkmal nicht beachtet hat, das wir wiederum von anderer Seite erfahren hatten. Anstatt aber das erste Antibiotikum, das keinerlei Wirkung zeigte, abzusetzen beließ man es, mit dem Ergebnis, dass sie eben ein Delirium bekam. Sie kam abermals ins Krankenhaus, da sie inzwischen vollkommen abgemagert war. So und nun das was ich so zum Kotzen fand, sorry, wenn ich das so schreibe, blieb unsere Beschreibung, unsere Einwände, dass sie ein Delirium habe abermals vollkommen ungehört und aus dem Delirium wurde eine Demenz. Ich stand vor der Ärztin, schaute ihr ins Gesicht und sagte ihr, dass ich ihr ansehen könnte, was sie nun gerade eben denken würde, nämlich, dass wir armen, irren, immer noch hoffenden Verwandten uns endlich mit der Tatsache abfinden sollten, dass meine Mutter dement sei.
Das nur in Kürze, mal von allen anderen Umständen, wie auch der pflegerische, kann ich heute sagen, dass meine Mutter wieder voll da ist. Sie hat sich entschlossen in eine Pflegeresidenz zu gehen, in der sie sich augenscheinlich sehr wohl zu fühlen scheint. Am Donnerstag war es dann soweit, die Familie, das was noch übrig ist, rückte aus der Heimat an und gestern dann haben wir gefeiert. Heute schaffen wir Ordnung, werden grillen gehen und das Wochenende dann genießen wollen.
Hätte mir das jemand vor einem halben Jahr erzählt, dass das so möglich sein würde, ich hätte das nicht geglaubt. Happy Birthday, Mama!
ein schöner Beitrag: kommt bei allem, was an Fehler gelaufen ist trotzdem positiv zu mir. Ich weiss nicht, ob ich da nicht verbittert wäre.
Lg Sylvia
Liebe Sylvia,
lieben Dank, dass Du meine Beitrag gelesen hast.
Wir neigen nicht dazu verbittert zu sein, man braucht dann immer so lange bis man das Schöne des Lebens sieht. Zum Glück kann sich meine Ma an so Vieles nicht mehr erinnern und das ist gut so.
Dir noch einen schönen Restsonntag.
Herzlich
Gitta