Gehen wir es an!
In diesen Tagen fehlten Worte, es waren nur drei geblieben: „Je suis Charlie!“. Trauer, Mitgefühl mit den Angehörigen und Mitarbeitern der Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“, mit der Nation Frankreich. Unverständnis, was Menschen dazu treibt solch idiotische Taten zu begehen. Ich habe kein Verständnis dafür, wie ich kein Verständnis für Gewalt jeder Art habe. Ich habe auch kein Verständnis, dass sich junge Männer in Ausbildungscamps zu terroristisch Mördern ausbilden lassen, anstatt sich auf den Hosenboden zu setzen, um das zu lernen, was der Menschheit, was ihnen nutzt. Kann eine Gewehrkugel ein Feld düngen? Kann eine Granate forschen? Kann Gewalt bilden? Es ist natürlich sehr viel anstrengender Hirn und Verstand einzusetzen, als einem hinterher zu rennen, der Befehle gibt, weswegen so ein Ausbildungslager so begehrt zu sein scheinen.
Ich möchte das so ausdrücken: Wenn es diesen gewaltbereiten Menschen hier oder in Frankreich, in Spanien, Dänemark nicht mehr gefällt, wenn sie mit Satire nicht umgehen, nicht mit Freiheit leben können, dann sollen sie gehen, niemand hält sie hier und wenn sie gehen, dann bitte gleich bei der Ausreise ihren deutschen, französischen, spanischen, dänischen Pass abgeben und bleiben wo der Pfeffer wächst, weiß ich die Wüste umgraben, oder was ich eine gute Idee fände dort Gutes tun, wo Menschen hungern. Da gibt es überall genug zu tun. „Je suis Charlie“, ich möchte frei sein, möchte die Religion ausüben, die mir gefällt oder es lassen, weil ich anderer Überzeugung bin. „Je suis Charlie“, weil ich für Presse-und Meinungsfreiheit bin. „Je suis Charlie“, weil ich Satire verstehen und akzeptieren kann, egal wer oder was da gerade aufs Korn genommen wurde. Ich habe Hochachtung vor jenen, die aufrecht für unsere Freiheit gestorben sind und sich über Jahre sinnlosem Terror nicht gebeugt haben. Danke für ihren Mut. Ich wünsche mir, dass uns allen dieser Mut Vorbild ist und erhalten bleibt.
Gestern Abend bei Jauch. Zugegeben, ich nehme mir immer wieder vor, mir diesen Schwachsinn nicht anzuschauen, aber ich kann es eben nicht lassen. Natürlich ging es auch, bezogen auf die Karikaturen um die Achtung vor der Religion, die einzige anwesende Frau, Souad Mekhennet, erzählte dann, dass sie in den USA bei einer Lesung gefragt worden sei, wann sie, angesichts dieser Karikaturen gegen ihre Religion – ich wiederhole das jetzt sinngemäß – Deutschland verlassen würde. Das glaube ich ihr absolut nicht, dass sie das gefragt worden war, denn wie wir alle wissen, sind sie in Frankreich erschienen sind, weniger in Deutschland, ich kann mich nicht erinnern, dass hierzulande die Press in solch einer Regelmäßigkeit welche abgedruckt worden sind. Wer ein klein wenig Amerika kennt, der weiß, dass kein Mensch, damit meine ich den Ottonormalverbraucher wirklich interessiert, was in Deutschland die Presse schreibt. Auch behauptete sie, dass in der amerikanischen Presse grundsätzlich keine Karikaturen gedruckt werden würden, die sich über Religion auslassen würde. Dem wurde von Matthias Döpfner widersprochen. Ich drücke das so aus 2/3 dessen, was sie von sich gegeben hatte, war für die Tonne. Das fand ich sehr schade, zumal wir Zuschauer das finanziert haben und über den Rest der Sendung decken wir den Mantel der Nächstenliebe.
Der Anschlag auf die Redaktion des „Charlie Hebdo“ setzt Zeichen, hat Zeichen gesetzt und das wird hoffentlich eine ganze Weile anhalten, bevor alle wieder ihrem Tagesgeschäft folgen. Ob sich daraus Konsequenzen ergeben werden, bleibt abzuwarten, denn die gesprochenen Wort klingen hilflos hohl und werden alsbald verklungen sein. Übrigens haben französische Karikaturisten eine eindeutige Nachricht an die Pegida geschickt: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/anti-pegida-karikatur-karikaturisten-stellen-sich-gegen-pegida-a-1012445.html , deren Montagsdemonstrationen mich anwidern, weil sie pragmatisch, gefährlich und ohne Verstand sind. Leider folgen ihr viele Menschen recht kritiklos und das in der Stadt, wo Montagsdemonstrationen maßgeblich mit denen das Ende der DDR in Zusammenhang gebracht werden, es eingeleitet worden war. Das Andenken dieser Montagsdemonstrationen wird in den Schmutz gezogen und missbraucht. Der Preis, den die Pegidianer verlangen werden, wird das Ende der Freiheit in unserem Land sein. Wer mit ihnen marschiert, ist gegen Demokratie, zeigt wessen Geistes Kind er ist, nicht wahr AfD? Das möchte ich nicht für mich, nicht für meine Kinder und schon gar nicht für meine Enkelkinder. Liebe Betreiber der Montagsdemonstrationen, Pegida und jetzt auch die AfD, schert Euch zum Teufel und bleibt gleich dort.
Ich hoffe, dass das Attentat auf die Redaktion des „Charlie Hebdo“ der Anfang eines gemeinsamen Weges aller Religionen ist, friedlich nebeneinander und miteinander. Dazwischen darf kein Platz für Radikale gleich welcher Art sein, deren einziger Gedanke Gewalt ist, keine Lücke darf entstehen, kein Zwischenraum in dem solche Verbrecher Raum finden können. Ich weiß, das alles ist sehr viel komplexer, als ich das hier aufgeführt habe. Könnte ich wie ich wollte, dann würde ich … nein, das kann ich nicht, weil ich dann auf einer Stufe mit jenen Gewalttätern stünde und das widerspricht mir und meinem Anspruch an ein gewaltfreies Leben in Frieden.
Ich finde es sind schwere Zeiten und es gibt keinen Grund, sich umzudrehen und zum Alltagsgeschäft zurückzukehren. Das geht nicht, auf gar keinen Fall. Das trifft jeden von uns, wir alle haben Nachbarn, Christen, Muslime, Buddhisten, Atheisten auf die wir zugehen und mit denen wir reden können, interessiert an dem Menschen, nicht an der Religion, weil ich meine, wir definieren und werden nur über eine Religionszugehörigkeit definiert und vergessen dabei den Menschen, der unser Nachbar, unsere Nachbarin ist und das zu erfahren lohnt sich immer. Probiert es, versucht es, geht aufeinander zu, redet miteinander. Jetzt erst recht! Laßt es euch gut gehen!