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Frühjahrsputz 2015

Irgendwie läuft das gerade nicht, ich glaube letztes Jahr um diese Zeit war ich schon mit dem „Frühjahrsputz“, samt umsortieren der Klamotten, fertig. Dieses Jahr will das partout nicht anlaufen, geschweige denn erfolgreich sein. Kennt ihr das, wenn man eins anfängt und noch bevor man dies zu Ende hat, gleichzeitig hundert andere Dinge tut und die noch nicht mal zu Ende bringt? Das wirkt auf mich immer so, als würde ich einen Schrank einfach komplett ausräumen, auf einen Haufen legen, um dann zur nächsten Kommode überzugehen. Ist das nicht ätzend?

Im Grunde meines Herzens bin ich ein strukturierter Mensch, dosiert chaotisch, aber trotzdem irgendwie schon strukturiert. Natürlich ist nichts einfacher als Strukturen durcheinander zu bringen. Ein Beispiel hierfür wäre dann der Anruf einer Freundin, die mit einem Redeschwall die ganze Konzentration abverlangt. Was tut Frau also? Sie macht sich einen Kaffee, zündet sich, wenn sie raucht eine Zigarette an, was bei mir wegfällt, und hört zu. Der Lauf des Begonnenen ist somit schlagartig gestoppt, leise Einwände man wäre gerade beschäftigt, werden freundlich, aber bestimmt, überhört. Der Schwall der Worte endet erst nach ungefähr einer Stunde, die sich wie zwei anfühlt. Danach ist man erschöpft und hat den Faden zu der eigenen, begonnenen Arbeit verloren. Was blöd ist, ist die Tatsache, dass man die ganze Zeit über den Berg der Arbeit vor sich sieht. Klar, man kann in ein anderes Zimmer gehen, aber dadurch geht die begonnene Arbeit nicht wirklich aus dem Auge. Natürlich kann man auch seine Arbeit weiter vorantreiben, während man der Freundin lauscht, aber irgendwann bekommt man davon einen Krampf in der Schulter, dass man den Hörer zu lange einseitig eingeklemmt hat und jede Frau hat eine Seite, die sie zum Einklemmen des Telefons bevorzugt, auf der anderen Seite klappt das dann nicht ganz so perfekt.

Damit man das Elend der unterbrochenen Arbeit nicht sieht, ließe sich natürlich auch dieser unvermeidbare Wortschwall der Freundin in ein Café verlegen, was für alle anderen Gäste einen gewissen Unterhaltungsfaktor mit sich bringt, aber Hand aufs Herz, wer will schon gerne auf diese Art und Weise im Mittelpunkt stehen? Letztendlich ist ein Gegenübergespräch die Variante, die mehr Aufmerksamkeit erfordert. Bleibt man zu Hause, so hat man den Vorteil, dass man den Frühjahrsputz weiter betreiben kann, sofern man nicht auf einer Leiter stehend Fenster putzt, will das Risiko einfach zu groß ist, dass das Telefon sich aus größerer Höhe, an der Außenwand des Hauses entlang, in einen Abwärtstrend verstrickt und schlicht und ergreifend nach unten fällt. Das nennt man freien Fall und den kennen wir von allen Börsen dieser Erde. Das wollen wir verhindern, freier Fall, der ist nicht gut.

Was bleibt also? Vertragen wir den Frühjahrsputz, fangen wir erst gar nicht damit an, denn es könnte die verrückte Freundin anrufen und Gehör fordern, was sie dann hoffentlich, zur Beruhigung des eigenen Gewissens, auch tut. Man könnte auch selbst anrufen, das wäre egal, der Wortschall wäre der gleiche, daran ändert sich nichts. Natürlich ist es einfach die Schuld dafür, dass ich mit meinem Frühjahrsputz nicht vorankomme, einer Freundin in die Schuhe zu schieben, das ist sehr bequem und tut ihr nicht weh. Aber nein, das ist nicht der Grund, dass ich nicht voran komme. Ich komme deswegen einfach nicht voran, weil ich keine Lust für einen Frühjahrsputz habe. Wer turnt schon gerne auf Leitern herum und putzt Fenster? Okay, die Scheiben, das geht ja noch, wären da nicht die Rahmen drum herum, diese sollten einen Selbstreinigungsschalter haben. Wer räumt schon gerne Schränke aus, entscheidet welches Shirt er im Sommer tragen wird und welches nicht, das man dann aber trotzdem noch mal aufheben könnte, weil man kann nie wissen, was da kommt. Ich kann anprobieren nicht leiden, absolut nicht, überhaupt nicht, weswegen ich auch nicht gerne Klamotten einkaufen gehe. Das grenzt für mich an einen Albtraum: Im Winter ist es draußen kalt und man muss sich dann immer zwiebelmäßig ausziehen, um dann eine Jeans, als Beispiel, anprobieren zu können. Paßt diese nicht, und man startet im zweiten Geschäft einen weiteren Versuch, dann steht vor der Anprobe einer weiteren Jeans das genau gleiche Procedere und darauf lasse ich mich nur dann ein, wenn ich keinen anderen Ausweg mehr habe und eine neue Jeans zu kaufen muss und nein, ich mag mir auch nichts schicken lassen. Im Sommer ist das, trotz Klimaanlage in Einkaufscentern dennoch eine Schweißtreibende Kunst für so manche Geschlechtsgenossin, deren Deo auf dem Weg zur neuen Kleidung schlicht und ergreifend versagt hat und das trotz eine Deos, das 48 Stunden anhalten soll, Igitt, wer wäscht sich über 48 Stunden nicht? Allein ein Deo zu erfinden, das dies ermöglicht ist doch am Ziel vorbeigeschossen, denn was, wenn just in dem Moment, da die Anprobe stattfinden soll, die 48 Stunden vorbei sind?

Nein, lassen wir das, ich nehme mir jetzt ein Buch und warte bis der Anfall, der Gedanke ich könnte Frühjahrsputz machen, vorbei ist. Ich wünsche Euch viele erfolgreiche Frühjahrsputzstunden mit und ohne Freundinnen am Telefon, einsam und allein, oder mit Familie, auf jeden Fall aber: Laßt es Euch gut gehen!

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