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DCCV – Crohn/Colitistag

Krankheiten, das ist ein unendliches, gelegentlich erheiterndes, mehr aber verdammt ernstes Thema. Wenn der Satz „je oller, je doller“ Bedeutung hat und sich darauf bezieht, was älter werdende Menschen so alles treiben, dann verliert er jede Bedeutung dann, wenn es um Krankheiten geht. Wenn man jung ist begrüßt man sich mit „Hey Alter, was geht ab?“, später dann mit Küsschen rechts und links, und noch später ergießt sich, wenn es dumm läuft, gleich der erste Schwall N a Krankheitsgeschichten noch ehe man Platz genommen und ein Bier oder einen Wein bestellt hat. So ungefähr geht das, denn je älter man wird, desto mehr Raum nehmen Krankheiten ein, nicht weil das witzig ist, sondern weil sie sich mehr Raum im täglichen Leben nehmen. Nette Altmädelgruppen sind da natürlich ausgeschlossen, die quatschen nur über ihre Kerle. Wir haben in den letzten Wochen die Ice Bucket Challenge erlebt, die für Spenden geworben hat, damit ADS besser, schneller, umfassender erforscht werden kann. Das war gut so, denn es haben viele Verbände und Organisationen, die kranke Menschen vertreten, ebenfalls in Form von Spenden davon profitiert. Ja, es gibt noch eine ganze Palette voller Erkrankungen mehr, die weder witzig sind, noch möchte man sie haben und salonfähig sind sie auch nicht immer.

Früher, da sprach man nicht davon, wenn jemand Krebs hatte, ich weiß das habe das erlebt als mein Bruder an Krebs erkrankt war und daran gestorben ist, heute ist das kein Problem mehr, im Gegenteil diese Art der Einschläge kommt immer näher. Es gibt da aber auch noch andere Krankheiten und es mag bitter klingen, wenn ich sage, dass eine Weile MS im Gespräch war, heute ist das ADS und das ist gut so, denn das ist immer stellvertretend für alle schweren chronischen Erkrankungen anzusehen. Es gibt chronische Erkrankungen, die nicht gerade salonfähig sind, auch wenn das während der letzten Jahre besser geworden ist, aber stellt Euch vor, ihr sitzt in einem guten Restaurant, habt gerade Euer Essen vor Euch und am Nachbartisch wird über Anzahl, Art und Beschaffenheit von Körperabfällen gesprochen. Nicht gerade appetitlich. Aber ein Mal pro Jahr melden sich Menschen, die an einer Darmkrankheit erkrankt sind, öffentlich zu Wort: Vom 20. September bis 19. Oktober 2014 findet der Crohn-Colitis-Tag statt. Grammatikalisch mag das ungut klingen, was damit zu tun hat, dass in diesem Zeitraum unter diesem Namen in verschiedenen Städten unterschiedliche Veranstaltungen stattfinden. Hier ein Link: http://www.crohn-und-colitis-tag.de/startseite.html. Crohn? Colitis? Was ist das werdet ihr Euch fragen. Gute Frage, aber wer die Sängerin Anastacia kennt, der weiß, dass sie nicht nur – leider zwei Mal – an Brustkrebs erkrankt war, sondern auch an Morbus Crohn erkrankt ist. Man sagt auch, dass Präsident John F. Kennedy – wahrscheinlich – eine Colitis Ulcerosa hatte. Beides sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, die zu jeder Zeit des Lebens, in jedem Lebensumstand, unabhängig ob Frau oder Mann, vor allem ungefragt und ungewollt, ausbrechen kann. War man vor Jahrzehnten noch überzeugt davon, dass die Krankheit einzig einen seelischen Ursprung hat, kam man im Laufe der Jahre zu der Überzeugung, dass dem nicht so wäre und dass es sich bei den beiden Krankheiten um Autoimmunerkrankungen handelt, was die Forschung gerade wieder ins Wanken bringt möchte, da inzwischen eine andere Erklärung immer mehr Raum bekommt und es wahrscheinlich eher ein Ungleichgewicht an Bakterien Ursache sein könnte. Das ist ziemlich kompliziert, weil so ein meterlanger Darm ein gar wundersames Ding ist. Es ist auch egal, spielt absolut keine Rolle was es ist und woher es kommt, wichtig ist, dass die Forschung vorangeht. Beide Erkrankungen haben als eine

s ihrer Leitsymptome Durchfälle, jene über deren Art und Beschaffenheit beim Italiener, während des Genusses der Pizza, kaum gesprochen wird. Weiter gehören Bauchkrämpfe und Schmerzen dazu, gelegentliche Mangelsymptome, wenn Gelenke einbezogen sind, Gelenkschmerzen, Übelkeit, Unwohlsein, Schwäche und so einiges mehr, was man nicht wirklich haben möchte. Was nicht durch die Krankheit selbst verursacht wird, das erledigen dann gelegentlich Medikamente, die man nehmen muss, um gegen den Verlust von Lebensqualität zu kämpfen. Ich möchte niemandem Angst machen, der mal eine Woche lang Durchfälle hat, nein, um Himmels Willen, niemals. Aber wer längere Zeit unter Durchfällen leidet, oder immer wieder kehrend, dem kann ich nur raten einen Arzt aufzusuchen, auch dann, wenn das am Ende bedeutet, dass eine Koloskopie durchgeführt werden wird, wozu ich nur sagen kann, dass es sehr viel Schöneres auf dieser Erde gibt, als das machen zu lassen, es gibt aber auch sehr viel Schlimmeres. In unserem Land sind ca. 320.000 Menschen an einer CED, das ist der Überbegriff für beide Erkrankungen, erkrankt und das mit steigender Tendenz, was auch an unseren Lebensumständen, Lebensgewohnheiten liegt. Beide Erkrankungen sind chronisch und jeder Mensch hat seinen eigenen Verlauf, der mehr oder weniger schwer und meist durch Schübe gezeichnet ist. Viele Erkrankte haben milde Verläufe, einige nur einen einzigen Schub in ihrem Leben und dann nie wieder etwas, wieder andere haben dagegen mehrere Operationen zu ertragen. Viele können ganz normal arbeiten gehen, andere müssen in Frührente gehen. Viele haben Begleiterkrankungen, die unmittelbar mit der CED zusammen hängen, andere zehren ihr Leben lang von den Nebenwirkungen der Medikamente. Da ist eins so blöd wie das andere. Das sind im wahrsten Sinne des Wortes beschissene Krankheiten.

Wer also Verdauungsprobleme hat, der sollte sein Augenmerk in den Tagen ab dem 19. September auf Veranstaltungen für den Crohn/Colitis-Tag richten, dort kann er oder auch sie, dezent die Informationen bekommen, die Mensch braucht, um für seine Lebensqualität in die richtige Richtung gehen zu können. Nicht stillschweigend über Probleme dieser Art hinweggehen, nicht todschweigen, weil es peinlich ist, dass da etwas nicht stimmen könnte, nicht still leiden, wo es Besserungen geben kann, nicht über etwas schämen, wo es nichts zu schämen gibt.

Ich wünsche Euch eine gesunde Verdauung und wenn dem nicht so ist, holt Euch die Informationen, die Euch weiterhelfen werden. Fragt Betroffene über die Selbsthilfe, den Verband www.dccv.de  der immer und sehr gerne darüber Auskunft gibt, was zu tun ist. Behaltet Eure Lebensqualität im Auge, vor allem aber: Laßt es Euch gut gehen!

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