Archiv
Kategorien

Das richtige Wort finden

Gerade eben habe ich gelesen, dass eine Einwort-Überschrift in Seiten keine Aussagekraft habe. Für Suchmaschinen, oder nur für diese eine Suchmaschine. Worte, sind das womit wir kommunizieren, uns miteinander austauschen, streiten, versöhnen, womit wir andere Menschen so sehr verletzten können. Wir geben unserem Hass, aber was sehr viel wichtiger ist unserer körperlichen Liebe sprachlichen Inhalt. Alle Menschen sprechen irgendwie miteinander, auch wenn es manchmal nur Gesten sind, mit denen zum Beispiel gehörlose Menschen miteinander sprechen. Auch sie tun das mit Worten. Manchmal tut es ein einfaches Wort und alles ist damit gesagt.

Worte können verletzten, können nerven, sie können loben und vernichten. Sie können Angst verbreiten, aber auch beruhigen. Sie führen alles in ihrem Angebot, was wir ihnen geben. Zwei Liebende werden keine Worte des Hasses füreinander finden. Wenn sie dies tun, dann ist ihre Liebe vorbei, nicht mehr vorhanden, irgendwo auf dem Weg vieler gesprochener Worte verloren gegangen. Einem Baby wird man viele liebe Worte geben, wird die Stimme sanft klingen lassen. Einen sterbenden Menschen wird man ebenfalls mit sanften Worten begleiten.

Gleichgültige Worte kennen wir alle, sie sind belanglos, schwingen in ihrem Unterton mit, dass man sich gegenseitig höflich begegnet, aber ansonsten in Ruhe gelassen werden will. In Amerika fragt man „How are you?“ ohne wirklich wissen zu wollen wie es dem anderen Menschen wirklich geht. Du antwortest „Fine“, auch wenn es Dir gerade beschissen geht. Das ist oberflächlich und dennoch höflich. Wenn Du aber den Fehler machst dann immer Deine ganze Leidensgeschichte zu erzählen, wird man Dich nicht mehr fragen, wie es Dir geht, dann wird es keine Konversation mit Worten geben, sondern nur mit Blicken, einem Augenrollen. Das mag oberflächlich sein, verhindert aber allzu starkes Jammern. Vielleicht ist das ein Grund, dass wir Deutschen den Eindruck vermitteln wir würden alle jammern, weil wir die Kunst der belanglosen Konversation nicht beherrschen und denken die Frage nach dem Wohlergehen sei ernst gemeint.

Diskussionen bedienen sich zuerst der Worte, die dem Thema entsprechen. Je nach Diskussionsteilnehmer und Dauer kann es passieren, dass sie sich verändern, härter werden. Je nach Thema auch. Manchmal wird man sich streiten, aufhören zu diskutieren, sondern nur noch streiten ohne sich dabei zuzuhören. Sinnlos idiotisch streiten, weil jeder auf seinem Standpunkt beharrt. Das ist in Ordnung, wenn man irgendwann einsieht, dass es sinnlos ist weiter zu streiten, da keiner von seinem Standpunkt abweicht.

Die Politik beherrscht es sich vieler Worten zu bedienen, ohne etwas zu sagen. Manchmal denke ich, dass die denken wir sind so bescheuert, dass wir das nicht bemerken würden. Betrachten wir die Bilder aus Berlin nach der Wahl im September. Da wurden Worte ausgetauscht zwischen SPD und Grünen, obwohl von vorne herein schon klar gewesen war, dass es zu keiner Koalition kommen würde. Glauben die wirklich wir hätten nicht bemerkt, dass von Beginn an eine schwarz/rote Koalition angestrebt wurde? Die Worte, die jetzt gesprochen werden, klingen vollkommen anders, als jene, die mit den Grünen gesprochen wurden.

Moderatoren haben in Interviews einen ziemlich eingeschränkten Wortschatz vor allem dann, wenn es darum geht Sportler nach Sieg oder Niederlage zu interviewen. Hört mal hin, dass sind immer die gleichen dämlichen Fragen auf die sie selten eine Antwort bekommen: „Stimmt es, dass sie mit dem FC Tripsdrill verhandeln?“ Antwort: „Dazu kann ich jetzt nichts sagen.“ „Aber Sie werden doch Ihren Fans sagen können, ob …“ Antwort: „Dazu kann ich nichts sagen.“ Oder die jetzt viel beliebtere Frage: „Werden Sie für die Europameisterschaft nominiert?“ „Das müssen Sie den Trainer fragen.“ Nächster Spieler im Interview gleiche Frage, gleiche Antwort. Langweilig.

Worte, die wir sprechen sind wichtig, sie haben aber nur dann Sinn, wenn sie nicht ungehört verhallen. Zuhören, die Worte und ihren Inhalt verstehen, manchmal auch den Unterton hören, sein Gegenüber wahrnehmen, das ist das, Worten ihr Gewicht geben. In diesem Sinn wählt nicht nur Eure Worte mit Bedacht aus, sondern hört auch zu.  

Lasst es Euch gut gehen, genießt die Zeit und hört Euren Liebsten zu.

Kommentieren