Corona-Zeit statt Corona-Krise
Da wäre dann noch der Schweinehund. Ich meine diesen inneren Schweinehund, der gerade in uns allen wächst, der Raum gewinnt, der aus allen Ecken unseres Inneren hervor kommt. Er bestimmt gerade den Alltag, vor allem bei jenen, die es ernst nehmen zu Hause zu bleiben. Manchmal trägt er eine rosa Schleife, manchmal eine hellblaue, um nicht allzu garstig zu wirken, aber er holt sich jede erworbene Disziplin.
Zuerst zu ganz allgemeinen zum Thema „Corona“. Das wird sicher das Unwort des Jahres, gefolgt von dem Wort Krise. Überhaupt sind die meisten Berichte und Formulierungen in ihrem Grundsatz negativ. Klar, es gibt angesichts der vielen Opfer nichts Positives, das man dem Thema abgewinnen kann. Aber wer sich umschaut, der muss erkennen, dass viel Abstruses unterwegs ist.
Die Verschwörungstheoretiker, oder jene, die der Meinung sind, dass das normale Grippevirus, oder der Straßenverkehr mehr Tote bringt und man dem Virus keine größere Bedeutung beimessen soll. Nachdenken Leute. Das mag stimmen, noch wissen wir nicht, wo wir enden werden. Es geht hierzulande darum, das Gesundheitssystem zu entlasten und Risikomenschen zu schützen. Wer das nicht versteht, der schaue nach Italien, Spanien und auch Frankreich, wo das Gesundheitssystem nicht mehr die Zahl der Schwererkrankten packt, weil man das Virus unterschätzt hat. Wer annimmt, dass China das eventuell ausgesetzt haben könnte, um die Bevölkerung zu reduzieren, dem sei gesagt, dass man das auch anders regeln könnte. Oder, dass es aus einem Labor entwischt ist, also Füße bekommen hat und rausgelaufen ist. Das wissen wir nicht wirklich, aber wenn wir das durch haben, wird uns Covid 19 nie wieder so einschränken. Packen wir’s an.
Wenn ich am Morgen aufgestanden bin, schaue ich zuerst nach den elektronischen Nachrichten und rufe bei einer Tasse Kaffee diverse Zeitung auf, ja, ich gebe das zu, auch die BILD-Zeitung. Das sind inzwischen die größten Miesmacher der Nation. Immer wieder drauf in die gleiche Kerbe hauen, immer die gleichen sinnhaften Fragen, wie zum Beispiel die Minikonferenzen mit Gabriel und Bosbach, die sich den Fragen des Moderators Stellen, die kann man getrost knicken. Ich frage mich wie viel sie für den Mist, den sie da ablassen bezahlt bekommen. Ich war früher mal von Bosbach überzeugt, fand ihn in seinen Aussagen klar. Sagen wir mal so: das Alter halt … Ich habe mir einige dieser Frage-/Antwortspielchen angeschaut und habe diesen Gequatsche nicht mehr ertragen. Sie hatten auch eine Rubrik „Jetzt rede ich!“. Wenn mir heute jemand sagt, er oder auch sie fühle sich nicht richtig informiert, dann kann ich nur sagen, lesen und Nachrichten gucken hilft.
Egal auf jeden Fall stellt die BILD-online heute ein 10-Punkte-Programm vor, was jetzt gerade SOFORT und unbedingt notwendig sein soll, und hat den allerwichtigsten dabei vergessen, auf den ich gleich noch komme. Unter Punkt 1 schreibt sie, die Kanzlerin müsste sich jeden Tag an das Volk wenden. Ernsthaft? Mich würde das erschrecken, wenn sie das täte, zumal das nie ihre Linie gewesen war. Wir hören alle jeden Tag Nachrichten, reicht das nicht? Entgegen den Gewohnheiten der Kanzlerin hat sich sie an die Nation gewandt und das bereits drei Mal, mehr als WIR gewohnt sind, wird das mit Sicherheit wieder tun, wenn es an der Zeit ist, aber bitte nicht täglich, das kann kein Mensch ertragen, das muss sie auch nicht ertragen. Na ja in der Vergangenheit hatte die BILD ja einige Versuche gestartet, sie zu stürzen. Wie wir wissen ohne Erfolg und ich bin überzeugt, dass der eine oder andere an die Wahl im nächsten Jahr denkt und dabei denkt: ‚schade, dass sie nicht doch noch bleibt.‘
Weiter im Punkte-Katalog der BILD: Masken für die Massen sollen produziert werden, Handy-Apps befohlen sein, Gesundheitsprodukte in Germany produziert werden, Risikogruppen besonders schützen, neues Wirtschaftswunder schaffen, Antikörpertests auf den Markt bringen, Notfallplan für die Bundesliga, um nur einige zu nennen. Ausverkauf unserer Unternehmen darf auch nicht passieren. Das wissen wir doch alles, auch ohne die BILD. Einzig die Sache mit dem Notfallplan für die Bundesliga das ist nicht ganz nachzuvollziehen, aus Sicht der BILD-Zeitung kann man das nachvollziehen, denn das ist das, was häufig die Zeitung füllt, Berichte über Fußballer, die niemand lesen will und auch BILD-Sport lebt davon, es ist das, was Geld bringt. Antikörpertests ja, aber es gibt noch etwas, das sehr viel wichtiger ist: Den Test für zu Hause, dass man sich testen kann, bevor man sich trifft. Das ist deutlich wichtiger, als für den Fußball einen Notfallplan zu erarbeiten, wenn Notfallplan für den Sport, dann für alle Sportarten. Annähernd jeder Teil unseres Landes wird Federn lassen müssen, warum also nicht auch die BILD und nicht auch die Bundesliga, obwohl ich immer sehr gerne Fußballspiele geschaut habe. Ultras, die Feuerwerke zünden und Menschen denunzieren und beleidigen und auch körperlich angreifen, all das hat es mir verleidet.
Einen 11. Punkt, das ist für mich der wichtigste von allen, dieser hätte an erster Stelle stehen sollen und den hat diese Zeitung vergessen, sie erwähnt das eh nur sehr selten, viel zu selten, und fordert nie dazu auf. Das wäre für mich der wichtigste Punkt gewesen, wichtiger noch als die Forderung, die Kanzlerin solle sich täglich äußern. BILD beginnt jetzt schon die Schuld für ein mögliches Nichtgelingen auf die Regierung, die Wirtschaft und die Bürger zu schieben. Aber mehr noch als alles andere ist wichtig, dass wir zu Hause bleiben sollen und bestimmte Hygienemaßnahmen befolgen müssen. Es liegt sehr vieles in unserer Hand. Wenn am kommenden Wochenende die Temperatur steigen wird, dann werden sich die Menschen erneut in den Parks, auf den Wiesen treffen. Macht das nicht, nicht dieses Wochenende, ich will wieder raus, mich mit meiner Familie und meinen Freunden treffen! Außerdem zahlen am Ende alle die Zeche dieser Dummheit.
So genug mit Schelte, wobei mich heute Morgen eine wissenschaftliche Aussagen, dass der Erkrankungsgipfel erst im Juni zu erwarten sei und dann erst im August abflachen wird, etwas erschüttert hat. In Berlin steigen die Fallzahlen gerade weniger an. Allerdings, so habe ich auch gelesen, dass in Berlin täglich nur 2.000 Tests durchgeführt werden würden. Wie vereinbart sich das? Bei rund 3,6 Millionen Einwohnern ist das eine stolze Zahl, was durchaus sarkastisch gemeint ist. Das sollte der Senat dann doch mal erläutern. Überhaupt finde ich unseren Senat nicht gerade sehr tatkräftig, geschweige denn gesprächig. Hoppala, sie entscheiden, oder haben über einen Bußgeldkatalog entschieden, der bestraft, was gerade nicht beachtet wird. Irgendwie muss ja Geld in die Kasse kommen und am Wochenende könnte das gelingen.
Die allgemeinen Zahlen der nachgewiesenen Fälle kann jeder selbst bei der John-Hopkin-Universität nachlesen, wo die Zahlen Infizierter und leider auch Verstorbener regelmäßig aufbereitet werden.
Wir müssen uns damit beschäftigen, was nach Ostern sein wird. Eine Verlängerung des kompletten Shut down geht dann nicht mehr. Als Unternehmen muss man sich darauf einrichten, dass Arbeitnehmer besser zu schützen sind. Die Jungen, auch wenn sie wirklich heftig erkranken können, sind diejenigen, die zuerst raus gehen müssen. Arbeiten ja, Party feiern noch nicht, ich denke, dass die Clubs noch länger geschlossen sein könnten, es sei denn es gäbe dann einen Test, der umgehend und gleich sagt, ob man Träger des Virus ist oder nicht. Ich weiß, dass das wohl gerade in Arbeit ist. Je schneller es das gibt, desto schneller sind wir wieder draußen. Ich weiß, dass das eventuell in vier bis fünf Wochen sein wird. Im Gegensatz zu Trump, der die Zahl 32m (über dem Meeresspiegel) für die Anzahl der Bewohner Südkoreas gehalten hat, weiß ich das sicher, dass ein so etwas wie ein Home-Test in Arbeit ist.
Machen wir uns nichts vor, in China brauchte es mehr als zwei Monate, um wieder zum Alltag zurückzukehren, ich gebe zu, dass ich ihre Fallzahlen in jeder Beziehung bezweifle. In Italien kämpfen sie schon seit über fünf Wochen und noch ist kein Ende in Sicht. Auch Spanien ist uns in der Zeit voraus, auch hier ist keine Entspannung zu sehen, in Italien steigt die Zahl der Neuinfizierten langsamer an, die der Toten flacht leider noch nicht signifikant ab. Wir sind wohl zwischen ein und zwei Wochen hinter Italien unterwegs, so die Warnung der Wissenschaftler. Bleiben wir wachsam und vorsichtig.
Nennen wir die Corona-Krise ab jetzt die Corona-Zeit. Klingt das nicht viel freundlicher? Es ändert natürlich nichts an ihrer miesen Seite, an der Zahl der Toten, an der Zahl der Schwererkrankten, an der Angst, die viele Menschen haben sich zu infizieren. Nein, daran ändert sich nicht, es klingt einfach nur freundlicher.
Da wäre ich dann bei dem Schweinehund. Dem inneren Schweinehund. Ich habe mich durchs Internet geblättert, wo er mir mannigfaltig begegnet ist. Wie viel von Eurer Diszipliniertheit habt ihr schon aufgegeben? Denjenigen, die ihre Wohnung auf Vordermann gebracht haben, sei gesagt, dass sie spätestens jetzt ihre ein bis fünf Kilo zunehmen werden. Die Überlegung, ob man duscht oder nicht, sich zurecht macht oder nicht sind Schweinehundfragen. Sie sollte man nicht von seinem Schweinehund abhängig machen, Letztere nicht, Erstere aber schon, weil ich das in einer Gemeinschaft dann doch etwas ekelhaft fände, wenn einer von mehreren in der Familie oder gar alle sich nicht mindestens ein Mal in einer Woche, besser drei – sieben Mal, duschen. Die gezeigten Bilder sprechen Bände. Man lässt sich einfach gehen. Man kann schon so allerhand lesen, wenn man durch das Internet zieht, leider auch das, was man nicht lesen möchte. Ich empfehle im Übrigen, ab und an auch mal bei Twitter vorbei zu schauen, mindestens aber dort zu lesen, unter @PolizeiBerlin_E twittert die Polizei Berlins in sehr netter Art und Weise. Weiter so, lachen ist auch in diesen Zeiten erlaubt.
Richten wir uns ein, bleiben dabei diszipliniert und bieten dem Schweinehund Paroli. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass der Ausnahmezustand noch eine Weile andauern wird. Dass jene, die ein Risiko haben, die letzten sein werden, die aus der häuslichen Gefangenschaft entlassen werden, spätestens mit dem Einsatz einer Impfung gegen das Virus. Ich bin bereit, diese App herunterzuladen, entgegen meiner Auffassung von Datenschutz und auch wenn ich nichts, das auch nur annähernd mit Gesundheit-Apps zu tun hat, aus gutem Grund, auf meinem Handy habe. Das ist eine andere Situation und wenn es vorbei ist, kann man sie wieder löschen.
Ich wünsche Euch eine gute Couch- und Schweinehundstrategie, um durch die Corona-Zeit zu kommen. Bleibt gesund! Passt auf Euch auf! Laßt es Euch gut gehen!