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Angezählt, aber nicht auf die Bretter gegangen

Es gibt Tage, da laufen Fäden des Lebens zusammen und treffen sich an einem Punkt, der entweder zum Lachen verführt, oder zu Tränen rührt. Gestern Abend habe ich via Mediathek drei Folgen von der Serie „Club der roten Bänder“ angeschaut. Mein Interesse für diese Serie war dadurch geweckt worden, dass ich beim zappen ans das Ende einer Folge geraten war. Meine Neugierde war geweckt, ich wollte mehr sehen. Ich bereue es nicht, aber für gestern irgendwie dumm gelaufen. So passiert das manchmal im Leben.


Der Club der roten Bänder handelt von Jugendlichen, die im Krankenhaus sind und die alle nicht gerade einen Schnupfen haben. Es mag als Selbstkasteiung angesehen werden, da mich das unglaublich aufgewühlt hat, weil ich hier zu viele Erfahrungen in meinem Leben machen musste, die bis heute schmerzen. Dennoch gab es Szenen, die mich unglaublich beeindruckt haben, die von einer totalen Stille begleitet worden waren und die in einer Zwischenwelt gespielt haben. Ein riesiges Schwimmbad, das Bild, fast vollkommen in blau-weiß gehalten, wurde nur vom Grün der Pflanzen unterbrochen. Das strahlte Ruhe aus, wäre da nicht der kleine Junge gewesen, der sich mit Alex, einem Mitglied der roten Bänder-Bande darüber unterhalten hatte. Alex wurde gerade zu diesem Zeitpunkt operiert und bekam einen Herzstillstand, der nicht mehr revidiert werden konnte. Allein das war schon traurig, aber der Dialog zwischen den beiden war megastark. Unglaublich. Diese Szenen sind für mich sehr nachhaltig und werden auch noch eine ganze Weile bleiben. Ich möchte nicht sagen, dass man sich die Serie „Der Club der roten Bänder“ unbedingt anschauen soll und vielleicht nicht gerade jetzt in diesem Monat, aber vielleicht mal in der Mediathek vorbeischauen und rausgehen, wenn es zu heavy wird. Das hatte ich versäumt, denn so leicht gebe ich nicht auf.
Als ich das dann einigermaßen verdaut hatte, kam ich nochmals bei FB vorbei um dann bei diesem so unglaublich gefühlvollen Artikel von Arndt Stoscher hängen zu bleiben, den ihr hier https://astrolibrium.wordpress.com/2016/11/01/nachdenkliches-unendliches-gegen-den-lauf-der-zeit/ nachlesen könnt. Es ist immer lesenswert, was Arndt schreibt, aber das hat mich dann vollends umgehauen. Die Vergangenheit des Verlusts, egal welchem, holt einem immer ein, im Alltag, in Gedanken, bei dem, was man tut. Im Herzen sind und bleiben jene, die vorausgegangen sind immer und vielleicht liegt das alles gerade daran, dass wir November schreiben, der uns grau und still entgegenkommt. Aber das alles kann dann passieren, wenn es hell und freundlich und Sommer ist. Niemand geht ganz, irgendetwas bleibt immer.
Am Ende des Artikels von Arndt war ich erschlagen, mental für diesen Abend angezählt, aber nicht ausgeknockt, trotzdem konnte ich für meinen Blog nicht das schreiben, was ich schreiben wollte. Deswegen dieser Artikel jetzt und heute. Was ziehe ich aus dem, was ich gesehen habe? Aus dem Artikel von Arndt? Was soll man aus all dem ziehen? Das Leben ist zu wertvoll, um es wegzuwerfen? Es ist zu kostbar, um sich mit Kram zu belasten, der es nicht wert und der lösbar, oder schon gelöst ist. Das Leben ist zu kurz, um sich zu streiten, in Unbill zu leben, auch wenn ich weiß, dass es manchmal für das eigene Leben besser ist, sich umzudrehen und zu gehen, wenn der persönliche Kampf zu schwer, zu belastend wird. Niemand muss sich selbst aufgeben, um etwas zu halten, um Menschen, Freundschaften und andere Leben zu halten, die im Grunde gehen wollen. Ich sage nicht, dass es sich nicht lohnt, aber ich sage auch, dass irgendwann vielleicht ein Punkt kommt, wo man einsehen muss, dass es nicht mehr geht. So war das damals als mein Sohn zum Sternenkind wurde. Nicht der Himmel, nicht die Hölle hätten ihn hier halten können. Auf der anderen Seite finde ich es sehr anstrengend jeden Tag so leben zu wollen, als wäre es der letzte, der Glaube an ein Morgen, der darf dabei auch nicht aufgegeben werden.
Genug von all dem schwermütigen, genug von all dem, was trotzdem da ist und bleibt, obwohl es längst schon gegangen ist. Ich wünsche Euch allen, dass ihr gut durch diesen November kommt. Laßt es Euch gut gehen.

1 Kommentar zu „Angezählt, aber nicht auf die Bretter gegangen“

  • Ria says:

    Hallo meine Liebe,

    ich habe diese Serie komplett angesehen, nächste Woche kommt die 2. Staffel auf Vox. Mit gemischten Gefühlen habe ich die erste Folge angeschaut, mit Lachen und vielen Tränen. Hab oft die Fernbedienung in die Hand genommen, wollte umschalten und konnte nicht. Es ist alles sehr authentisch und die noch jungen Schauspieler spielen sehr gut. Und wir beide wissen nur zu gut, wie es ist, mit einem schwer kranken Kind immer wieder ins Krankenhaus zu müssen und nicht zu wissen, was dieser Aufenthalt bringt.

    Ganz liebe Grüße

    Ria mitundohne Mario, immer im Herzen

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