Angenehme Überraschung
Es ist kein Geheimnis, dass unsere kleine Oma bei uns lebt und dass sie durch ihre Erkrankung inzwischen so eingeschränkt ist, dass wir uns einen Pflegedienst ins Haus geholt haben und zwar an drei Tagen in der Woche. Die Frauen, die da kommen machen ihren Job sehr gut und eigentlich bemerkt man sie gar nicht. Trotzdem reicht es drei Mal die Woche fremde Menschen in der Wohnung zu haben. Irgendwie. Die restlichen Tage versorge normalerweise ich die Oma, es sei denn, dass ich etwas anderes vorhabe, was selten, aber doch vorkommen kann, wie heute Abend.
Auf heute Abend komme ich später, ich möchte einfach mal etwas vollkommen anderes erzählen. Auch wenn wir alle Maßnahmen ergriffen haben und wie die Schießhunde aufgepasst haben, so ist es dennoch passiert unsere Oma hat eine offene Stelle, die partout nicht besser wird und im Gegenteil ein Ausmaß erreicht hat, wo ich mich weigere diese Wunde zu versorgen, obwohl ich dies zweifelsfrei kann. Aber was nicht sein muss, das muss nicht sein. Ich habe mich nun mit dem Pflegedienst schon deswegen in Verbindung gesetzt, dass nun regelmäßig eine Verbandschwester kommt, die das macht. Gestern nun, die Oma war in der Tagespflege, wo sie noch ganz gerne hingeht, ich war im Baumarkt als das Handy klingelte. Da ich die Nummer auf dem Display erkannt habe, habe ich das Gespräch entgegen genommen. Am Ende war ich sehr angenehm überrascht und ich habe keine Ahnung, ob das generell so Usus ist: Der Pflegedienst kümmert sich um alle Rezepte, Verordnung und was nicht noch alles. Ich habe damit nix zu tun. Wie toll ist das? Versorgt wird sie übrigens vom Pflegedienst Förderverein Heerstraße Nord hier in Berlin. Wir haben hier in Berlin schon mit einem anderen Pflegedienst in einem vollkommen anderen Zusammenhang zu tun, das war nicht wirklich prickelnd gewesen und ich habe lange überlegt für unsere kleine Oma einen zu engagieren. Deswegen bin ich so angenehm überrascht.
Die Frauen, die bislang zu uns gekommen sind, die Oma zu waschen, frisch zu machen, warn alle durch die Bank weg nett, haben einen tollen Job gemacht, ihre Arbeit super gut gemacht. Viellicht war in dieser Zeit mal eine dabei, die ich nicht mochte, aber bitte, das ist dann ein persönliches Problem von mir und nicht von ihr. Ich kann mich also zurück lehnen und kann die Leute ihren Job machen lassen, muss nicht mit der Ärztin telefonieren, Rezept beischaffen und weiß der Fuchs was nicht alles noch.
Wenn nun noch die Pflegekasse besser auf Zack wäre und nicht wie es sein soll das Pflegegeld statt im folgenden, erst im übernächsten Monat bezahlen würde, wäre alles perfekt. Es ist, auf gut deutsch gesagt, scheißegal warum sie das früher nicht hinbekommen, ich finde das schlichtweg unverschämt. Wenn sie zu wenig Sachbearbeiter sind, dann sollen sie welche einstellen, wenn sie Anweisung haben, was man fast vermuten könnte, die Auszahlung hinaus zu zögern, dann sollen sie ihren Vorgesetzten in den Hintern treten, denn das wäre schofel allen gegenüber. Denn es geht hier nicht nur um das Pflegegeld, sondern auch um vorausgelegtes Geld und das ist noch bescheidener, wenn ich mir vorstelle, dass Menschen ihren Job aufgeben, um Angehörige zu pflegen. Wenn diese zwei Monate auf das Geld warten müssen, ist das schon hammermäßig und würde ihnen nicht gerecht sein.
Ich bin mit meiner Entscheidung zufrieden, die Wundversorgung nun in andere Hände zu legen, wobei ich das im Vorfeld nicht gewusst habe, dass ich aus dem Thema nun raus bin. Gelegentlich hilft es zu sagen, dass man an einer Grenze angekommen, die zu überschreiten nicht möglich ist, beim besten Willen nicht und auch, wenn ich, was die Betreuung der Oma angeht, schon über einige persönliche Grenzen gegangen bin. Bereut habe ich das nicht, zu keiner Zeit und solange auch kurzfristige Veranstaltungen möglich sind, ist das für mich in Ordnung.
Draußen scheint die Sonne und es zwar mit 4°C nicht gerade sommerlich warm, aber man könnte die Mittagspause draußen verbringen, einen kleinen Spaziergang machen. Licht tanken, klingt wie ich meine gut, oder etwa nicht? Lasst es Euch gut gehen.