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Alkohol, du böser Feind!

Alkohol du böser Feind! Wir waren jung, haben unsere Partys gefeiert und öfter mal über die Stränge geschlagen. Das haben wir alle gemacht und ich behaupte, dass jeder in seinem Leben eine unkommunikative Bekanntschaft mit einem bösen Kater am Folgetag gemacht hat. Oder nicht? Ich meine nicht das Komasaufen, um Himmels Willen, das haben wir so nicht gemacht, aber mein Gott, in fröhlicher Gesellschaft ist es eben auch mal passiert, dass man sich mit der Menge  verschätzt hat, mit dem, was man an diesem Tag vertragen konnte auch. Das war dann dumm gelaufen. Ich weiß nicht, ob es an der Wahrnehmung heute liegt, ob es an der Zeit liegt, ob es, durch die immer wieder auftretenden Fälle die Art des Medieninteresses ist, ich finde schon, dass das für viele ein böser Feind geworden ist, auch in meiner weiteren Umgebung.

Ich schreibe das, weil ich einmal mehr von Endschicksalen gehört habe, von Menschen, die so sehr an der Flasche hängen, dass sie sich sehenden Auges tot saufen. Sei es drum, auch wenn es schade ist, es ist ihnen nicht zu helfen. Es sind und das finde ich bei den Fällen so erschreckend, Menschen, die genau wissen, was der Alkohol anrichtet, anrichten kann, bei ihnen angerichtet hat, die genau wissen wo sie stehen, machen einfach weiter. Dennoch haben sie die von ihrem Körper abgegebenen Warnschüsse einfach ignoriert. Da gibt es ein Lied „Fällt das Glas mir aus der Hand“, ein Trinklied, das ich früher amüsant fand, heute nicht mehr darüber lachen kann. Diese Menschen, von denen ich gehört habe, lassen die Warnschüsse unbeachtet, haben bewusst gesagt, das interessiert sie nicht, sie machen weiter. Kann ein Mensch so dumm sein? Scheinbar.

Ich weiß nicht, wann ein Mensch ein Alkoholiker ist, das kann jeder, der sich dafür interessiert, nachlesen. Kein Problem, das Internet gibt einiges her, das zu lesen sich lohnt, wenn man hier mehr Berührungspunkte hat, als gut sind. Ich hatte einen Kollegen, der trank schon früh am Morgen und dummerweise hatten wir das gedeckt, vor Jahren schon ist er gestorben, umgefallen, war alleine zu Hause  ist innerlich verblutet, seine Frau war, wie ich gehört habe, aus gleichem Grund bereits Jahre zuvor schon gegangen. Was wäre, wenn wir ihn nicht gedeckt hätten? Würde er dann heute noch leben? Ich weiß es nicht. Ein anderer Fall:  Es war vor vielen Jahren, mein Bruder hat damals noch gelebt und hatte einen „Kumpel“, keinen Freund, einfach ein Bekannter. Dieser war Kellner, ein sehr guter, er war aber auch ein Trinker, bei allen öffentlichen Festen immer richtig feste betrunken, eher besoffen, sofern es da Unterschiede gibt. Ich weiß nicht mehr genau wann, aber ich war gerade mal wieder zu Hause in meiner Heimatstadt und habe ein Straßenfest besucht, als ein Mann mit zwei kleinen Kindern auf mich zu kam, mich angesprochen hatte, ob ich nicht die Schwester meines Bruders wäre und ob ich nicht Lust auf einen Kaffee hätte. Hatte ich, weil der Mann immer irgendwie sympathisch gewesen war. Er erzählte mir, dass er getrunken hatte, sehr viel getrunken hatte und ein Freund ihn mit zu den Anonymen genommen hatte und er entsetzt erkannt hat, dass er dort dazugehört. Er hat an sich gearbeitet, den Weg raus aus der Sucht gefunden, lange Jahre nichts mehr getrunken, sich aus diesem Sumpf hochgeackert, rausgetreten, eine tolle Frau gefunden, zwei süße kleine Töchter mit ihr bekommen. Über Jahre habe ich ihn dann immer wieder mal getroffen, immer noch trocken. Ein anderer Fall: Da ist ein Mensch, der seit Jahren offenen Auges darauf zugeht an seiner Sucht zu sterben, verbal brüstet er sich damit, dass er das so haben will, in der Art, wenn ich sterbe, dann mit der Flasche in der Hand. Er ist ein wenig älter als ich und zur Zeit laufen die Gerüchte, dass er seine Pensionierung im Frühjahr wohl nicht erleben wird. Noch Fälle: Ich habe bei meinem letzten KH-Aufenthalt junge Männer getroffen, die dort auf Entzug waren, die ähnliche Geschichten erzählt haben, die es aber ohne klinische Hilfe nicht geschafft hätten, denen ihre Partner, ihre Chefs die Pistole auf die Brust gesetzt haben, entweder der Alk oder sie. Irgendwer muss gehen. Sie hatten sich gegen den Alk entschieden. Geht doch!

Die Frage wie man wieder da heraus kommt ist die eine, die andere ist die wie man in diese Situation hineinschlittern konnte. Es geht jetzt nicht um das Glas Wein mal beim Essen, um Himmels Willen nicht, wenn es passt, man vielleicht Urlaub oder frei hat, warum nicht? Ist das aber nicht der Anfang? Denn, wenn ich mit meiner Ma zum Italiener gehe, dann sehe ich dort Geschäftsleute, Männer im Anzug, offensichtlich in Lohn und Brot stehend, dazu eine Flasche Wein auf dem Tisch. Würde ich am Mittag Wein trinken, dann wäre für mich der Arbeitstag gelaufen. Sind sie das schon gewöhnt? Ist das der Anfang einer Abhängigkeit? Bei dem Kollegen, von dem ich oben geschrieben habe, hat sicherlich sein Dasein in einem Fußballverein, das Seine dazu getragen. Er spielte in irgendeiner Liga, fernerliefen der Bundesliga, keine große Karriere, vielleicht deswegen. Irgendwann ging er dann gleich morgens in seiner „Frühstückspause“ sein erstes Viertel Wein trinken, dann waren es irgendwann mehr und er kam erst nach Stunden mit mächtiger Alkoholfahne zurück. Wir haben damals jeden Nachmittag eine Flasche Sekt in der Firma getrunken, bis ich irgendwann zu meinem anderen Kollegen sagte, dass ich da aussteige, dass das nicht mehr mitmache, auch weil ich das Trinken des mir vorgesetzten Kollegen nicht unterstützen wollte. Das war keine heroische Tat, das war eine logische Konsequenz, weil ich keine Lust hatte so zu werden wie er. Eigenschutz. Eigennutz. Das war gut so! Seinen totalen Abgang habe ich nicht mehr mitbekommen, nur gehört, weil seine Schwester mit dem Sohn von wem auch immer im Freundeskreis meiner Eltern verheiratet ist.

Prominententrinken. Auch so eine Sache. Wir haben in der Vergangenheit einige Outings gehabt, was Alkoholabhängigkeit bei Prominenten angeht, manche waren unfreiwillig wie im Fall der Jenny Elber, die während einer Sendung, zum Glück für sie selbst, so auffällig war, dass sie in einen Entzug gegangen ist. Das war für sie gut. In der Folge dessen haben sich einige, inzwischen trockene, Prominente zu ihrer Sucht bekannt.  Ich vermag nicht zu beurteilen, ob manche Berufsgruppen sehr viel anfälliger als andere für erhöhten Alkoholkonsum sind, finde das auch nicht wichtig, weil ich meine, dass jeder selbst entscheiden muss, entscheiden kann ob, was und wie viel er trinkt oder nicht. Auf der anderen Seite haben wir alle die Geschichte von der Lebenspartnerin von Howard Carpendale teilweise verfolgen können, ihre Sucht, seine Ohnmacht während der schlimmsten Phasen nur machtlos zuschauen zu können und mit zu Grunde zu gehen, die Ohnmacht aller, die stumm daneben stehen und nicht wissen was sie tun sollen. Hilflos sein, stumm und starr, laut, aber ohne Resonanz.

Ich weiß auch nicht inwieweit Werbung eine Rolle spielt, Alkohol in höherem Maß als das gut ist, zu trinken, als das gut ist und meine anstatt Verbot wäre gezielte Aufklärung eine gute Sache. Da gibt es die anonymen Alkoholiker, da gibt es Kliniken und Ärzte, die erste Anzeichen lange schon erkennen und die im Grunde handeln müssten. Es gibt das Internet, das Anhaltspunkte geben kann auf welchem Level man sich gerade beweg und ob das gut ist sich einzuschränken, da gibt es die Verpflichtung zur Vorbildfunktion von Erwachsenen gegenüber Kindern und Jugendlichen. Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten. Werbung zu verbieten ist in meinen Augen die schwächste, die bei der man sich mit dem Gedanken genug getan zu haben, in falscher Zufriedenheit zurücklehnt und glaubt, dass jetzt alles gut ist, bleiben oder werden wird. Falscher Gedanke! Ich weiß, dass das allgemeine Rauchverbot einiges an der Situation der Raucher verbessert hat, aber ich bin nicht der Meinung, dass alles was Spaß macht zu verbieten und einzuschränken der Königsweg sein kann.

Alkohol du böser Feind! Ein weiser Spruch. Er kann man die Kontrolle übernehmen, nimmt die Fähigkeit sich selbst einzuschätzen, beeinflusst die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber und beschönigt und wiegelt ab, was andere lange schon sehen ohne ein Wort dazu zu sagen. Alkoholkranke glauben immer sich selbst noch kontrollieren zu können, obwohl das längst schon nicht mehr geht. Schlimm ist es, wenn die Familie leidet, wenn die Partner und die Kinder leiden, geschlagen werden, keine guten Lebensbedingungen haben, für das eigene, kommende Leben konditioniert werden. So weit soll, kann und darf das nicht kommen!

Trotzdem kann ich gegen ein gelegentliches Glas Wein am Abend oder zu einem guten Essen nichts einwenden, ich meine da spricht nichts dagegen. Mann muss das Glas Wein nicht trinken, kann es tun oder sein lassen. Dass wie uns hier nicht falsch verstehen, ich rede nicht für Alkohol, auch nicht dagegen, appelliere an die Selbstachtung, an die Selbstkontrolle. Der Wein zum Essen kann Genuß pur sein, Entspannung vom Feinsten, ohne den Anspruch am nächsten Abend sofort wiederholt zu werden. Genießt das, schlagt auch mal über die Stränge und pflegt dann mit Eurem Kater einen guten Umgangston, aber seid vorsichtig im Umgang mit Alkohol, denn das kann verdammt schnell gehen, dass man unmerklich an der Flasche hängt, egal ob man am Morgen trinkt, am Mittag, am Abend oder über den ganzen Tag verteilt das tut. Das ist dann kein Genuß mehr: Laßt es Euch gut gehen!

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