Erinnerung an einen Mörder von Petra Hammesfahr
Der 8jährige Felix läuft blutüberströmt durch seine Heimatstadt bis er von einer aufmerksamen Passantin ins Krankenhaus gebracht wird. Er, der Zeuge war als seine gesamte Familie ausgelöscht wurde, kann sich trotz intensivster Befragungen an absolut nichts erinnern. Er findet bei seiner Tante und seinem Onkel ein neues Zuhause, das er aber verlassen muss, da es dort keinen Schutz vor allzu neugierigen Journalisten gibt. Aus der Pflegefamilie kommt er in ein Internat wo er bis zu seinem Abitur bleiben wird.
Felix kann sich an die Zeit vor der Greueltat, nicht aber an die Tat selbst oder die unmittelbare Zeit danach erinnern. Erst ein Ereignis an seinem 16. Geburtstag beginnt langsam die Tür zu öffnen, die durch die Tat verschlossen wurde. Bis dato ein unauffälliger Schüler wird er für eine Zeitlang verhaltensauffällig. Nach seinem Abitur kehrt er in seine Heimatstadt zurück, wo er wiederum mit der Tat konfrontiert wird. Zuerst versucht er noch aktiv die Wahrheit über die Tat, die seine Familie ausgelöscht hat heraus zu bekommen. Nach und nach verliert er das Interesse daran, wird aber immer wieder von der Vergangenheit eingeholt.
Liebevoll kümmern sich seine Verwandten, seine Onkel und seine Tante um ihn. Seine Tante liebt ihn abgöttisch, während sein Onkel einen Nachfolger in ihm sieht. Nach seiner Zeit als Wehrpflichtiger beginnt er eine Lehre in Hamburg, wo er einige Jahre leben wird. Regelmäßig fährt er nach Hause zu seiner Tante und seinem Onkel. Dann tritt Franka real, mit der er eine Weile gemeinsam in der Pflegefamilie verbracht hat, real in sein Leben. Von diesem Moment an wird die Wahrheitsfindung zu einem Selbstläufer.
Petra Hammesfahr schreibt in einem sehr ansprechenden Stil. Wer aber von Beginn an einen Thriller erwartet, der sieht sich getäuscht. Mehr als die Hälfte des Buches beschäftigt sich mit Felix‘ Lebensbiografie. Ausführlich beschreibt die Autorin die Zeit vor der Gräueltat, die in sich manch grausame Handlungsweisen beinhaltet. Nicht im Sinne eines Thrillers, sondern eher im Sinne eines Familiendramas.
Gegen Ende des Buches, als sie das Knäuel der Geschehnisse entwirrt nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Die Autorin gibt einen klaren Hinweis auf den Täter, den man als solchen sofort erkennen kann und als Täterwissen identifizieren kann. Das schadet aber der weiteren Handlung des Buches bis zum Ende hin nicht, im Gegenteil. Ich kann das Buch nicht zweifelsfrei als Thriller einordnen, dennoch würde ich es als lesenswert empfehlen.