Vorgezogener Donnerstagsklatsch
Jeder weiß es, jede Gazette schreibt darüber, die BILD in großen Lettern. Boris Becker ist pleite. Ich habe darüber schon am 25. Oktober 2013, im Rahmen des Klatschtages, in meinem Blog geschrieben. Ich finde es nicht zum Lachen, wenn ein Mensch eine Bauchlandung hinlegt. Es ist schon schlimm genug, wenn das dem kleinen Geschäftsmann um die Ecke passiert und noch sehr viel tragischer, wenn man so prominent ist, dass Menschen mit dem Finger auf sie zeigen.
Wir erleben jeden Tag eine Schlagzeile mehr in verschiedenen Zeitungen, er wird gejagt, kann keinen Schritt mehr machen, ohne, dass er fotografiert wird. Das kann einem schon leidtun. Er wird das nicht mit Absicht gemacht haben, ihm sind seine Finanzen entglitten und plötzlich musste er erkennen, dass das nicht gut ausgehen wird. Wenn er jetzt keine Freunde hat, dann ist er der einsamste, öffentliche Mann.
Aber. Natürlich gibt es ein Aber ein großes sogar. Die Welt lag ihm zu Füßen, er hatte alles und hat alles verspielt und die Welt zeigt mit dem Finger auf ihn. Ich denke, dass er auch damit kokettiert hat, dass allein sein Name Marke ist. Ich denke aber, dass er das eben nicht ist, besser nicht mehr. Damals schon 2013 gab er an, ein erfolgreicher Geschäftsmann zu sein. Man darf sein Geschäft nicht alleine vor sich hindümpeln lassen. Er war sicher überall, nur nicht in seinen Autohäusern. Einen Schreibtisch von hinten hat er sicher selten gesehen, dafür rote Teppiche umso mehr. Dazu kam dann auch noch, dass er mit Mercedes Benz genauso umgegangen war, wie er jetzt Maserati Deutschland umgegangen ist, er gab ein Auto zurück, nein, sie haben es geholt und seine Frau Lilly Becker hat das abgewickelt, das nicht so ordentlich war wie er es bekommen hat und obendrein für das es sehr viele Tickets von der Polizei gegeben hat, die Maserati beglichen hat. Mit Mercedes Benz hat er es genauso gemacht. Das ist etwas, das macht man einfach nicht, egal, ob man nun Becker heißt oder nicht. Das genau ist es, das mein Aber begründet. Das Vertrauen in ihn, das seine Geschäftspartner einst hatten, das hat er verspielt.
Steffi Graf wird dieser Tage häufig genannt, dass sie ihr Leben ohne Aufsehen, ohne Probleme lebt, dass sie sich lieber im Hintergrund aufhält und keine finanziellen Allüren aufzuweisen hat. Außer der Tatsache, dass ihr Vater sie schwer in die Bredouille gebracht hatte, als er Steuern hinterzogen hat. Sie hat daraus gelernt, macht nur noch das, was sie selbst kontrollieren kann. Ich meine, man sollte Steffi Graf da raus lassen. Sie hat einen Partner, der die gleiche Wellenlänge hat, sie haben beide gemeinsam miteinander gearbeitet und und und. Sie sind das, was man erfolgreiche Geschäftsleute nennt.
Boris Becker ist das passiert, was vielen Menschen passiert, die finanziell in Bedrängnis gekommen sind: Er hat den Überblick verloren, hat mit ziemlicher Sicherheit in Panik gehandelt, die falsche Entscheidung getroffen und zuerst das eine Loch mit den Mitteln eines anderen Loches, das er dafür aufgerissen hat, gestopft. Irgendwann waren es zu viele Löcher, die er zu stopfen hatte, und zu wenig Möglichkeit ein neues aufzureißen. Er wird keinen Freund gehabt haben, an den er sich hätte wenden können, der ihm hätte helfen können, seine Finanzen zu ordnen, wie sonst kann es sein, dass man an einen Mann gerät, der 25% Wucherzinsen verlangt haben soll.
Schlimmer aber, als das ständige Stopfen aller aufgerissenen Löcher, ist damit zu leben, nach außen hin den Boris Becker spielen zu müssen, den wir kennen, vor seiner Familie, der zu sein, der nach wie vor alles bezahlen kann. Dazu kommt dann die tägliche Angst, dass alles auffliegen könnte, dass man entdeckt wird, als Versager, als jemand, der den Kopf in den Sand steckt und hofft, dass der Kelch vorübergehen wird. Hat er aber nicht getan. Er ist aufgeflogen und plötzlich und schlagartig tauchen überall Leute auf, die noch Geld zu bekommen haben, die es zumindest behaupten. Es gab schon viele Berichte darüber und gibt massenweise Bücher zu diesem Thema zu lesen.
Möglich, dass seine einzige Möglichkeit die ist, in die private Insolvenz zu gehen. Was danach ist, weiß ich nicht, vielleicht wäre es von Vorteil keinen Maserati oder Mercedes, wenn auch gesponsert und für lau, zu fahren und diese nicht hegen und zu pflegen und Strafzettel real selbst zu bezahlen. Wenn er begriffen hat, dass er dafür gerade stehen muss, dann wird er vielleicht auch begreifen wie es passieren konnte, dass er selbst das Geld wofür er seinen Körper geopfert hat, in den Wind geschossen hat.
Blöd ist natürlich, dass seine Ehe auch noch in der Krise ist. Gut er bringt seiner Lilly nie den Kaffee ans Bett. Aber hallo? Das ist kindisch. Bei wie viel anderen Paaren ist das nicht auch so? Ich kann mich nicht erinnern, dass es bei uns so gewesen war. Außerdem finde ich es saudoof, im Bett Kaffee zu trinken, der gar zu frühstücken. Was denkt sie sich bei solchen Kindereien? Was soll das ausdrücken? Das wusste sie aber vor der Hochzeit auch schon, dass er das nicht machen würde. Also Blödsinn. Lächerlich. Nein, ich will das nicht herunterspielen, weil das symptomatisch zu sein scheint, aber ich bin mir sicher, dass sie keine Ahnung hatte, welch großer Druck auf Boris gelastet hat, dass sie keine Ahnung von seiner finanziellen Misere hatte. Das ist natürlich das größere Problem, dass er ihr das erst alles gesagt hat, als es eh schon öffentlich geworden war. Das wird sie viel mehr verletzen, das wird sehr viel mehr schmerzen, aber sie sollte das verstehen können. Das hat nichts mit geringem Vertrauen zu tun, sondern mit Scham, mit verletztem Stolz, auch wenn all das in dieser Situation fehl am Platz ist. Vielleicht sollte sie mit Verona Poth ein paar Worte wechseln, da war es sicher nicht anders gewesen.
Ich habe keine Ahnung ab wann Boris Becker auf einem sinkenden Schiff saß. Damals schon, als seine Finca kurz vor der Versteigerung stand, später erst, oder davor schon? Ich wünsche ihm jetzt Freunde an seiner Seite, Menschen, die ihn nicht fallen lassen und solche, die nicht gleich blöde Fragen stellen, wenn er irgendwo auftaucht und die anderen, die keine Bilder von ihm an die Zeitungen verkaufen. Mach ein As Boris Becker und wenn das nicht reicht, dann spiel das Spiel durch, du schaffst das, du wirst das hinbekommen!
Ich gönne jedem seine Millionen auf der Bank. Ich wünsche niemandem das leben zu müssen, egal ob er Lieschen Müller von neben an, Karl Meier von drei Straßen weiter oder wer auch immer ist. Leute wie Boris Becker haben Millionen verdient, ich habe ihm das gegönnt, er hat sie wieder verloren. Ich wünsche ihm auch, dass er da wieder raus kommen wird.
Euch wünsche ich, dass ihr niemals an den Punkt der persönlichen Pleite kommt, keine persönlichen Niederlagen erleiden müsst und niemals so tief fallen werdet, dass das Aufstehen schwer fällt. Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende: Laßt es Euch gut gehen!