Fortsetzung Betty
Jack trinkt noch einen Schluck aus der Flasche mit dem Cola. Dann ist er bereit. Er setzt sich die Maske auf und wartet. Am kühlen Luftzug bemerkt er das Öffnen der Tür. Dann berühren ihn Frauenhände zart an seinem Oberarm, fahren hinunter bis zu seiner Hand und greifen fest zu. Er folgt ohne etwas zu sehen. Bevor sie in die kühle Nacht hinausgehen legen die Hände der Unbekannten den Umhang um ihn, darunter ist er nackt. Es ist kalt, nachts in der Wüste. Nichts erinnert an die flimmernde Hitze des Tages. Trotz des Umhangs fröstelt Jack. Heute Nacht wird er das Geheimnis lüften.
Er denkt an die Hände, die bald an seinem Körper entlang streicheln werden, denkt an den Geruch ihres Körpers. Noch ein paar Schritte und sie müssen da sein. Noch ein paar Schritte und sie werden den Empfangsraum betreten. Sie werden nicht alleine sein. Alle, die in dieser Nacht in dem Motel gebucht haben, werden da sein. Alle tragen sie Masken. Sie können sich nicht sehen, werden sich nicht begegnen, am Tag nicht und in der Nacht nicht. Jack hatte schon darüber nachgedacht weshalb er niemals jemand gesehen hatte. Zwanzig Zimmer mit zwanzig Autos davor und niemals siehst du einen Menschen, der ins Auto steigt, davon fährt oder ankommt.
Jack ist das zwölfte Mal hier. Am Montag kam die SMS, ob er buchen wollte. Er hat sofort zugesagt. „Dieses Mal“ dachte er dabei „dieses Mal werde ich wach bleiben bis zum Ende.“. Er konnte es selbst nicht verstehen, immer wenn er mit ihr in ihrem Raum angekommen war, die Frauenstimme ihm ins Ohr geflüstert hat „Hi Jack, ich bins Betty.“ , sie begonnen hat seinen Körper zu massieren , kam es ihm vor als begänne seine Welt verschwommen zu werden. Er sah nichts, fühlte nur. Er merkte wie erregt er wurde, bemerkte wie sein Glied steif wurde, fühlte den Rausch des Blutes in seinem Kopf. Der Rausch in seinem Kopf wurde immer stärker, seine Erregung stieg ins Unendliche. Er wartete auf den Orgasmus, der alles beenden würde. Jetzt, gleich, dachte er jedes Mal, hörte sich laut stöhnen. Dann riss der Faden seiner Erinnerung und er fand sich in seinem Zimmer, immer noch nackt, im Bett wieder. Außer Kopfschmerzen und dem irre guten Körpergefühl war von der Nacht nichts übrig.
Er grübelte und überlegte, kam zu dem Schluß, dass irgendetwas in sein Sandwich oder seine Cola gemischt sein musste. Er hat dieses Mal kein Essen, kein Trinken in seinem Zimmer angerührt. Hat von dem was bereit gestellt war nichts gegessen, nichts getrunken, hat sein Sandwich und seine Cola selbst mitgebracht. Er würde alles erleben, alles bis zur letzten Sekunde, nicht das Beste, seinen Höhepunkt verpassen. Er hat im realen Leben noch nie jemanden getroffen, der dort war, der über die Tankstelle erzählt hat. Er musste bei seinem Leben versprechen nie ein Wort darüber zu erzählen. Für Jack fast die größte Strafe, er, der Prahler, durfte nichts von seinem nächtlichen Abenteuer erzählen.
Aus dem Raum heraus wurden sie verteilt, mussten zuvor in einen Topf greifen, ein Los ziehen. Sie konnten nicht kontrollieren was darauf stand, einzig, dass es eins war, das spürten sie. „Komm Jack“ flüstert Betty, nimmt ihn an der Hand und schiebt ihn sanft vor sich her. Er ist willig mitzugehen, siegessicher, dass er hellwach bleiben wird. „Setz dich, Jack“ befiehlt Betty leise, nachdem sie ihren Raum betreten haben. Die Sitzfläche fühlt sich hart für Jack an. Er erinnert sich an das erste Mal als er in diesem Raum gewesen war. Es war beim senem vierten oder fünften Besuch im Motel. Er fühlte sich am nächsten Morgen wie gerädert. War rasiert am ganzen Körper, überall. Noch ehe er „Nein, nicht!“ sagen kann, fühlt er den Knebel in seinem Mund. „Ruhig Jack, es wird schon nicht so schlimm werden. Du gehörst uns und morgen wirst du den Beweis dafür sehen.“ Jack bricht der Schweiß aus, Angst macht sich in ihm breit. Er weiß nicht, was das zu bedeuten hatte. Die zarten Hände beginnen ihre Arbeit mehr und mehr entspannt er sich, die Angst weicht seiner Erregung, so sehr er sich auch gegen sie wehrt. „Wehre dich nicht dagegen, Jack, komm zeige mir was du kannst.“ haucht Betty ihm ins Ohr. Das hört er noch, dann beginnt es in seinem Kopf zu rauschen und er verliert die Besinnung. Was dann geschieht merkt er nicht mehr.
Am nächsten Morgen wacht er auf. Er hatte viel länger geschlafen als das sonst der Fall ist. Es ist fast Mittag, längst schon hat er das Motel verlassen wollen. Als er sich aufrichten will, spürt er Schmerzen in seinem gesamten Körper, als habe er untrainiert den Ironmanwettbewerb bestritten. Er beginnt sich abzutasten, kein Haar ist mehr an seinem Körper. Nirgendwo. Was hat Betty gemeint als sie sagte er würde ihnen gehören?“. Noch weiß Jack die Antwort auf seine Frage nicht, aber bald wird er sie erfahren. Jack schlägt die Decke zurück und erstarrt.