Knäuelbildung
In den Tagen vor Feiertagen tobt das Chaos in den Straßen Berlins und nicht nur hier wird das so sein. Ich fahre sehr gerne Auto, fahre zügig, flüssig und schaffe es einigermaßen gerade einzuparken, wobei es mir gelegentlich vollkommen wurscht ist, ob das Auto nun drei Zentimeter mehr schräg steht oder nicht, auch schaffe ich das mühelos in eben noch passende Parklücken einzuparken, ohne Rentnerauge versteht sich und ich bekomme immer dort einen Parkplatz, wo ich einen brauche. Das alles passt wunderbar, nur nicht zur Weihnachtszeit. Das ist die bevorzugte Zeit der Knäuelbildung, der kopflosen Autofahrer. Glaubt ihr nicht?
Dann solltet ihr nach Berlin kommen. Mit Auto, denn nur so macht das ja Spaß und ihr lernt das kennen. Mir jedenfalls macht das nicht wirklich Spaß. Der geneigte Autofahrer fährt von zu Hause los, ein festes Ziel und den Einkaufszettel vor Augen. Plötzlich fällt etwas wahnsinnig Wichtiges ein, so dass man oder auch frau, bevor sie sich zum eigentlich Ziel vorkämpfen, noch ein Abstecher zu Geschäft A-F möglich einplanen, um eben jene plötzliche Idee umzusetzen. Augen zu, Fahrbahnwechsel und durch. Das geht ja noch, denn auf solche Helden und Heldinnen wartet man förmlich. Dann irgendwann passiert es, dass man eine der größeren Kreuzungen erreicht, wo auf ein geheimes Signal hin, plötzlich alle Autos in die Kreuzung hinfahren, um dann von dort nicht mehr hinausfahren zu können. Ein erster zaghafter Hupendruck erklärt dem Vordermann, dass man gerne fahren möchte, übersieht dann aber vollkommen, dass dieser ja auch nicht kann, weil dessen Vordermann von einem querstehenden Fahrzeug daran gehindert wird. Der Hupenton wird weitergegeben, was wiederum wenig nutz, da der Querstehende selbst, durch einen anderen Querstehenden an dem Verlassen der Kreuzung gehindert wird. Bei der nächsten Ampelbedingten Freigabe der Fahrbahn rollen weitere Fahrzeuge an die Kreuzung heran, nehmen das letzte bisschen freie Straße ein. Das Knäuel ist perfekt, ohne jede Chance sich zu entwirren. Dies kann nur durch höhere Mächte passieren, denn irgendwann, ganz schlagartig setzen sich die Fahrzeuge in Bewegung, weil einer es geschafft hat sich vorwärts zu bewegen. Nun geht eine kleine Weile alles gut, bis auf ein weiteres geheimes Zeichen hin alle aus allen Richtungen und zeitgleich wieder in die Kreuzung einfahren. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob wir uns in einer 30iger-Zone oder einer Zone mit ganz normaler Geschwindigkeitsbegrenzung von 50km/h, sofern es diese überhaupt noch gibt, befinden. Das vorweg, bevor da jemand auf falsche Gedanken kommt.
Wir haben das also geschafft, kommen aus dem Gewirr heraus und müssen feststellen, dass wir nun auf einer vollkommen falschen Fahrbahn gelandet sind. Wir möchten gar nicht auf der Rechtsabbiegerspur sein, nein mitnichten, sondern auf der Linksabbiegerspur. Da wir nun schon leicht genervt sind, der Einkaufszettel im Kopf herum spukt, kommen wir gar nicht auf die Idee rechts abzubiegen, um dann über einen U-Turn und anschließender Richtungskorrektur dorthin zu kommen, wo wir wollen. Nein, wir setzen den Blinker nach links und gleichzeitig das Auto dorthin in Bewegung, so dass alles was, von links über die Ampel strebt abbremsen muss. Das hat nicht nur einen Rückstau zur Folgen, nein, bei der grünen Ampel kommt niemand über die Kreuzung. Die Linksabbiegerampel zeigt nun aber rot. Also müssen wir warten, weil die Abbiegerspur gerade voll ist. Das Auto steht weiterhin quer zur Fahrbahn. Das hat zur Folge, ach was, malt Euch das selbst aus. Mir ist das zu viel und deswegen leiste ich mir in dieser Zeit, wenn ich wirklich nach Berlin rein fahren muss, ein Taxi. Das gondelt, sofern vorhanden und frei, über die Busspur an dem Blechgewühl vorbei. Herrlich stressfrei für den Fahrgast und man oder frau kommt schneller ans Ziel, vor allem, wenn man zu einer bestimmten Zeit wieder zu Hause sein muss.
Lasst Euch nicht stressen, genießt die Zeit. Geschenke in letzter Minute haben wohl ihren Reiz und können Spaß machen, aber es ist nicht witzig jedes Jahr bei Douglas oder dem Juwelier sich die Beine in den Bauch zu stehen. Das hätte man alles längst schon erledigen können. Wenn ihr alles erledigt habt, dann schaut Euch die stressgeplagten Gesichter derer an, die in letzter Minute in die Stadt hetzen, was alles nicht sein muss. Steht auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Punsch mit oder ohne Alkohol in der Hand und seid entspannt, wird schon alles werden.